Werbung
Werbung
Werbung

Die Zukunft der Architektur beginnt auf der Universität. "ArchDiploma 2001" zeigte auf der TU Wien 24 von einer internationalen Jury ausgewählte Arbeiten des heurigen Diplomandenjahrgangs. Die Bandbreite der Projekte reichte von einer "Kulturmaschine in New York City" im Herzen Manhattans (Peter Fattinger und Wolfgang Grossruck) bis zum "Space Hotel Medusa" im erdnahen Orbit (Renate Lauterbach). Grundsätzliche Überlegungen und Konzepte zum Wohnen waren auch darunter.

Werner Papai entwarf "Mobile Wohnstrukturen" 2,85 Meter Raumhöhe stehen dem Stadtnomaden in seiner futuristischen, nach Belieben stapelbaren Stahlkapsel zur Verfügung. Für Formel 1-Fahrer David Coulthard konzipiert, der das wiederversetzbare, demontierbare Wohngebilde leicht von einem Grand-Prix-Ring zum nächsten transportieren könnte, ist es auch als mobiles Hotel für Arbeitsteams großer Konzerne oder als soziale Struktur für Notunterkünfte, beispielsweise für Obdachlose, gedacht. Problemlos in Baulücken einparkbar nutzt dieses Gebäude wie ein Parasit temporär unbesetzte, undefinierte Flächen im Stadtraum.

Als sehr grundsätzlicher und durchaus realisierbarer Beitrag zum zunehmend brisanten gesellschaftlichen Problemfeld der Überalterung präsentiert sich Theresa Pröckls Entwurf zu einem Alten- und Pflegeheim im Stadtteilzentrum von Steyr-Münichholz in Oberösterreich. Die mittlerweile diplomierte Studentin kommt selbst aus Steyr. Sie nahm einen Wettbewerb an einem ihr wenig geeignet scheinenden Standort zum Anlass, um der Stadt eine andere, funktionellere Lösungsmöglichkeit zu zeigen. "Mich interessiert das Zwischenmenschliche. Ich habe mir überlegt, was man tun könnte, um alte Menschen aus dem Haus zu locken", sagt Pröckl. "Man muss sie in die Übergangsräume reinziehen!"

Betreten wird das Alten-und Pflegeheim über den Kirchenvorplatz. Die verglaste Eingangshalle zieht von der Straße ins Gebäude hinein. Damit die alten Menschen nicht vereinsamen, gibt es viele Angebote, die auch für jüngere attraktiv sind. Theresa Pröckl hat verschiedenste Bereiche wie Halle, Café, Quartiersmensa, Arztpraxisgemeinschaft und Angebote wie Bibliothek, Volkshochschule, Therapieangebote räumlich so angeordnet, dass sie sich überschneiden und ganz beiläufig den Kontakt zwischen alten und jungen Menschen ermöglichen. Sogar wer nicht mehr mobil ist, kann durch Beobachtung am öffentlichen Leben, das sich vor seinen Augen abspielt, teilhaben. Bauliche Barrieren stehen hier nicht mehr zwischen den Menschen, auch die Kinder des Kindertagesheimes könnten unter den alten Heimbewohnern einen Nennopa oder eine Nennoma finden. Dieser Gebäudekomplex baut durch das Überschreiten von Grenzen zwischen Räumen und Nutzungen auch die Grenzen zwischen den Menschen ab.

Man kann sich nur wünschen, dass sich die Stadt Steyr diesen ausgezeichneten Alternativvorschlag zu einem Wettbewerb sehr genau ansieht.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung