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Es gibt Dinge, die kann man nur erahnen. Zum Beispiel das, was meine Kinder heute erlebt haben. Wird wohl nichts Weltbewegendes gewesen sein: Der hat mich geschubst, der hat Geburtstag gehabt, die hat mich (pfui gack!) umarmt - und so weiter und so weiter.

Trotzdem würde ich es gerne wissen. Neugier gehört nicht nur zu meiner Profession, sie gehört zur elterlichen DNA. Auf die simple Frage "Wie war's in der Schule?", kommt aber meist nur "gut", ein "gut", das mit ähnlicher Emphase und Freundlichkeit vorgetragen wird wie "Fahrausweise" von Wiener Schwarzkapplern.

"Entschuldigung, dass ich mich für dein Leben interessiere!", möchte man schreien. "Entschuldigung, dass ich gerne wissen würde, ob du Freunde hast, ob du glücklich oder traurig bist! Schließlich habe ich dich geboren!" Doch kurz, bevor es einen überkommt, lässt man es lieber: Dieser Schmäh hat ja schon bei der eigenen Mutter nicht funktioniert.

Zum Glück haben andere Menschen ähnliche Probleme. Die US-Amerikanerin Liz Evans, dreifache Mutter und Betreiberin des Handarbeits-Blogs SimpleSimonAndCo.com, hat im August vorigen Jahres "25 Wege, dein Kind zu fragen 'Wie war's in der Schule?'(ohne zu fragen ,Wie war's in der Schule?')" gepostet - und damit ein paar Milliarden Eltern Auswege aus dem Schweigenotstand aufgezeigt.

Meine Lieblingsfrage lautet übrigens: "Wenn ein Raumschiff in deiner Klasse landen würde - wen sollte es mitnehmen?" Gestellt habe ich sie allerdings noch nie. Stattdessen habe ich ex cathedra eine allabendliche Tagesbilanz verfügt, an der ich mich auch selbst beteilige: Worüber habe ich mich heute gefreut? Was hat mich geärgert? Worum bitte ich? Seither weiß ich, dass die Angst der Buben, von einem Mädchen umarmt zu werden, fast genauso groß ist wie ihre Angst, in 50 Jahren ein Atemschutzgerät zu brauchen. Und sie wissen, dass sich Mütter immer über dasselbe ärgern. Auch gut.

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