Häusliche Grenzerfahrung

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Eine Geburt ist immer eine Grenzerfahrung, die mich jedes Mal stärker macht und mehr Frau sein lässt“, schwärmt Manuela, die zwei Hausgeburten hatte. „Ich war mir sicher, dass die Klinikumgebung den natürlichen Geburtsvorgang unterbrochen hatte und wünschte mir deshalb eine Hausgeburt“, erzählt Renate, die ihr erstes Kind im Krankenhaus, danach zwei Kinder zuhause geboren hat. Und Hella schreibt: „Das durch die Geburten ‚geweihte‘ Schlafzimmer war ein ‚heiliger‘ Ort, erfüllt mit einer nie gekannten Energie.“ Das sind drei Auszüge aus Erfahrungsberichten von 268 Frauen, die zuhause geboren haben. Sie alle werden im Buch „Luxus Privatgeburt“ mit dem Untertitel: „Stolze Mütter über die Kunst des Gebärens in den eigenen vier Wänden. Eine fotografische Liebeserklärung an Hausgeburt und neue Weiblichkeit“ vor den Vorhang geholt. Das Buch wurde von der Hebamme Martina Eirich und der Verlegerin Caroline Oblasser verfasst.

Es sind Frauen aus verschiedenen Ländern, Generationen, Berufen und mit unterschiedlichem „Risikoprofil“, die da über ihre Geburten schreiben: Einige Frauen haben nach der Erfahrung eines Kaiserschnitts das eigene Bett als weiteren Geburtsort gewählt. Auch Zwillinge wurden zuhause entbunden. Zwei Mütter hatten sogar sechs Hausgeburten, einige wenige mussten das Unternehmen „Privatgeburt“ abbrechen. Die allermeisten eint: Das sehr positive Urteil.

Und es ist in der Tat eine sehr beeindruckende Sammlung von Erfahrungen, die man zwar nicht immer nachempfinden kann, die aber aufzeigen, was andere Frauen tief bewegt: Die Angst vor unnötigen Interventionen im Klinikbetrieb ist mehr als nachvollziehbar, auch die Sehnsucht nach einer persönlicheren Betreuung durch eine Hebamme sowie die Kraft, die Frauen aus den Geburten schöpfen. Manche Ansichten bleiben einem aber fremd: etwa Frauen, die alleine im Wald gebären; oder die Aussagen eines Vaters, der das Wohlbefinden der Frau über das des Kindes stellt.

Es besteht freilich die Gefahr, dass aus der Art der Geburt eine umkämpfte Ideologie wird. Doch wenn man da drüber steht und die Vielfalt an Bedürfnissen anerkennt, bleibt die wichtige Botschaft: Ärzte, lasst die Hebammen noch mehr ran und die Technik, so nicht nötig, weg – nicht nur bei der Führung durch die Kreißsäle. (bog)

Luxus Privatgeburt

Von Martina Eirich und Caroline Oblasser.

edition riedenburg, Salzburg 2009, 408 Seiten, brosch.,

* 30,80

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