
Harald Welzer über Klimakrise und Tod: „Wir haben ein Problem mit dem Aufhören“
In seinem „Nachruf auf mich selbst“ beschreibt der Soziologe Harald Welzer die Folgen der Nichtanerkennung von Endlichkeit. Sie reichen von der Klimakrise bis zur Verdrängung des eigenen Todes.
In seinem „Nachruf auf mich selbst“ beschreibt der Soziologe Harald Welzer die Folgen der Nichtanerkennung von Endlichkeit. Sie reichen von der Klimakrise bis zur Verdrängung des eigenen Todes.
Unsere Kultur folge einem „Mythos der absoluten Unbegrenztheit“, meint Harald Welzer, Soziologe, Transformationsdesigner, Bestsellerautor und Gründer der gemeinnützigen Stiftung „Futurzwei“ in Berlin. Das zeige sich nicht nur in der dräuenden Klimakatastrophe, sondern auch in einem Nicht-Verhältnis zu Sterben und Tod. In seinem neuen Buch „Nachruf auf mich selbst“ analysiert er diese Zusammenhänge. DIE FURCHE hat mit ihm im Rahmen der Podcast-Reihe „Wert(e) voll führen“ gesprochen.
DIE FURCHE: Herr Welzer, Sie formulieren in Ihrem Buch eine fundamentale Zivilisationskritik. Was ist unser Problem?
Harald Welzer: Wir haben kulturell ein Problem mit dem Aufhören, mit der Nichtanerkennung von Endlichkeit. Das hat damit zu tun, dass wir ein wirtschaftliches und gesellschaftliches Erfolgsmodell entwickelt haben, das seine Stärken daraus bezieht, Begrenztheiten systematisch nicht anzuerkennen, sondern davon auszugehen, dass man durch permanente Steigerung und Grenzüberschreitung immer mehr an Wohlstand, Lebensqualität und Sicherheit generieren kann. Jetzt manifestiert sich dieses Endlichkeitsproblem sehr deutlich, am stärksten in der Erderhitzung und im Artensterben. Doch obwohl jedes sechsjährige Kind versteht, dass auf einem endlichen Planeten kein unendliches Wachstum möglich ist, halten wir parareligiös daran fest.
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