Hawaii

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Die Südseeinsel bietet mehr als Honolulu und den Strand von Waikiki

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Die Südseeinsel bietet mehr als Honolulu und den Strand von Waikiki

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Nach einer 36-stündigen Flugreise von Europa kommend, werden beim Anflug auf Honolulu die Traumvorstellungen von einer Südseeatmosphäre abrupt zunichte gemacht. Eine typisch amerikanische Stadt mit schachbrettartigem Grundriss und eine gigantische Skyline zeichnen sich ab. Doch die anfängliche Enttäuschung legt sich bald, wenn man die Stadt und ihre reizende Umgebung erst einmal kennenlernt. Etwas mehr Verständnis entwickelt der Besucher sehr bald für die eher dem amerikanischen Festland eigene Architektur, wenn er erfährt, dass rund vier Fünftel der Bevölkerung des Inselstaates sich in Honolulu niedergelassen haben, dass zirka 60 Prozent der Touristen des Archipels nur hierherkommen, um den weltberühmten, über drei Kilometer langen Strand von Waikiki zu erleben.

Erst eine 1922 durchgeführte Trockenlegung einer ausgedehnten Sumpfebene durch die Errichtung des Wai-Kanals, machte Waikiki zu einem der begehrtesten Strände der Welt. Der Bauboom für Hotels und Condominien, die den Besuchern jeden nur erdenklichen Luxus, Unterhaltung und Bequemlichkeit rund um die Uhr bieten, setzte allerdings erst nach dem Zweiten Weltkrieg ein.

Wenn es heute rezenten Vulkanismus nur mehr auf Big Island gibt, so ist dennoch die Entstehungsgeschichte des gesamten Archipels mit vulkanischen Aktivitäten verbunden. Über einem stationären "Hot Spot" (heute liegt Big Island darüber) driftete die Pazifische Platte in der geologischen Vergangenheit in nordwestlicher Richtung und bewirkte dadurch, dass die westlichsten Inseln nicht nur zu den ältesten gehören, sondern dass sie auch durch ihre große Entfernung vom Hot Spot keinen aktiven Vulkanismus mehr aufzuweisen haben und von starker Erosion gekennzeichnet sind. Keine andere Inselgruppe ist dazu besser geeignet als Hawaii, einem Reisenden Vulkanismus total zu bieten. Mauna Kea und Mauna Loa, die Grundgerüste der Insel sind von ihrem Aufbau her typische Schildvulkane. Den ausgesprochen sanften Anstieg (120) von der Küste bis zum Kraterrand in etwa 4.000 Meter Höhe, bewirkte das Ausfließen von Pahoehoe Lava, einer unerhört dünnflüssigen Gattung von Gesteinsschmelze. Das relativ rasche Erkalten dieser Lavaströme an der Oberfläche macht diese glatt oder hinterlässt ganze Zöpfe, einem Strickmuster gleichkommend.

Mit etwas Glück kann man über dem Volcanoes National Park vom Helikopter aus Zeuge austretender Pahoehoe Lava werden und außerdem erkennen, mit welch großer Geschwindigkeit sie sich dem Meer nähert und sich in dieses ergießt.

Faszinierende Farben Ein derartiges Ereignis kündigt sich schon in der Ferne durch eine hohe Rauchsäule an. Eine spezielle Form der Oberflächengestaltung durch diese schnellfließende Lava, ist die Bildung riesiger Lavaröhren, die sogar, wie bei der Thurston Lava Tube, unweit des Kilauea Iki Kraters, über eine Länge von 135 Meter begehbar ist. Entstehen solche Röhren am Meeresrand, dann werden sie zu sogenannten Spouting Horns. Ist der Druck der Wellen groß genug, dann schießen die Wassermassen in fauchenden Fontänen hoch in die Luft, ähnlich wie bei einem Geysir.

Das Inselhüpfen nimmt nicht allzuviel Zeit in Anspruch. Nach 20 minütiger Flugzeit, den das Landschaftsbild der Insel beherrschenden Haleakala schräg unter sich lassend, setzen wir von Big Island kommend auf Maui auf. Tags darauf suchen wir das Bergerlebnis auf Maui schlechthin. Zu noch nächtlicher Stunde brechen wir auf, um auf dem 3.059 Meter Hohen Haleakala beim Sonnenaufgang dabeisein zu können. Es ist ein Erlebnis der besonderer Art, zu sehen, wie sich um 5.45 Uhr die Sonne über den Horizont zwängt und förmlich von einer Minute zur anderen die weite Calderalandschaft in ständig sich ändernde Lichtverhältnisse taucht. Die Kameras surren, immer wieder ist von den mittlerweile auf etwa 150 angewachsenen Frühaufstehern ein lautstarkes Stöhnen der Begeisterung zu vernehmen.

Wer sich für die Begehung der Caldera entscheidet, ist ganztägig mit einer längst erloschenen Vulkanlandschaft auf du. Die Caldera, einer Mondlandschaft gleichkommend - amerikanische Astronauten übten hier den "Moonwalk" bevor sie zu ihrer Mondexpedition aufbrachen - ist übersät von vielen kleineren und größeren Kratern, deren Farben, je nach Zusammensetzung des Gesteins von gelb über rotbraun bis zu violett und schwarz wechseln. Nicht weniger als 65 Quadratkilometer, also nur von der Luft aus zur Gänze überschaubar, misst die Gesamtfläche dieses riesigen Beckens und macht damit den Haleakala zum größten ruhenden Vulkan der Welt.

Auf dem Weg zum Puu o Maui, der den Kraterboden um rund 300 Meter überragt, entdecken wir blühende Silberschwerter, inmitten einer ausgeprägten Wüstenlandschaft. Argyroxiphium Sandvicensis ist weltweit eine Rarität, die hellgrünen, schwertähnlichen Blätter haben für die Bezeichnung gesorgt. Sein zarter Blattflaum vermag die morgendlichen Tautropfen aufzusaugen und sorgt damit für eine bescheidene Versorgung mit dem kostbaren Nass. Nach ungefähr acht bis zehn Jahren, wenn ein bis zu eineinhalb Meter hoher Blütenstäpngel nach oben treibt, wird die ursprünglich kugelige Form der Pflanze aufgegeben. Die Tage dieser botanischen Besonderheit sind gezählt, sobald der rotgoldene und purpurfarbene Blütenschmuck, der an einen Kerzenbaum erinnert, verwelkt ...

Die Lage: Mehr als 100 Inseln, Atolle, Felsspitzen Bezieht man sich auf den 50. Bundesstaat der USA, so sind in erster Linie die Inseln Oahu, Kauai, Niihau, Maui, Lanai, Big Island (Hawaii) sowie Kahoolawe gemeint. Bei den restlichen weit über 100 Inseln, ungeeignet für eine menschliche Dauerbesiedelung, handelt es sich meist um winzige Atolle, Koralleninseln oder Felsspitzen. Die Gesamtheit der Inseln erreicht etwa ein Fünftel der Fläche Österreichs, mit Ausnahme von Big Island bleiben alle Eilande in ihrer Flächenausdehnung weit unter der des Bundeslandes Vorarlberg.

Ihre Lage am nördlichen Wendekreis bedingt ein subtropisches Ozeanklima. Unter dem Einfluss des Nordost-Passats kristallisieren sich zwei gegensätzliche Inselseiten heraus. Die den Inseln eigene Gebirgsstruktur bewirkt, dass die Luvseiten feuchter sind, daher in üppigstem Grün erstrahlen und zu einem blühenden Garten werden. Im Lee der Passate liegt große Trockenheit vor, landwirtschaftliche Nutzung ist im allgemeinen nur bei künstlicher Bewässerung möglich.

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