Geburt - © Foto: iStock/ isayildiz

Hebammen: Zum Helfen da

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Hebammen unterstützen Frauen am Weg zur Mutterschaft, fühlen sich aber vom System zurückgereiht. Neue Vorstöße der Politik ändern daran wenig. Eine Bestandsaufnahme.

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Hebammen unterstützen Frauen am Weg zur Mutterschaft, fühlen sich aber vom System zurückgereiht. Neue Vorstöße der Politik ändern daran wenig. Eine Bestandsaufnahme.

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Was sich Eltern für die Geburt ihres Kindes wünschen, ist Sicherheit. Was hingegen niemand – und schon gar nicht eine Schwangere – gebrauchen kann? Angst! Ein Schreiben der niederösterreichischen Landesgesundheitsagentur (LGA) versetzte Anfang Februar allerdings viele werdende Mütter in Panik. Darin hieß es, dass alle Verträge mit freiberuflichen Wahlhebammen per Ende März gekündigt würden.

Seit mehr als 30 Jahren gibt es in Niederösterreich die Möglichkeit, mit einer Wahlhebamme im Krankenhaus zu entbinden. Dass eine individuelle Betreuung die Sicherheit der Patientinnen erhöht und das Risiko von geburtsbeschleunigenden Interventionen bis hin zur ungeplanten Sectio reduziert, ist mehrfach wissenschaftlich belegt. Dazu kommt ein erhöhter Betreuungsbedarf während der Geburt, wenn Frauen zum Beispiel aufgrund von sexueller Gewalt, einer Totgeburt oder einer traumatischen Geburtserfahrung Ängste haben.

Gerade diese Frauen brauchen eine vertraute Hebamme und die Sicherheit, dass diese während des gesamten Prozesses an ihrer Seite ist. Eine Leistung, die aber von Klinikhebammen nur in Ausnahmefällen erbracht werden kann. „Ich möchte mir gar nicht vorstellen, was bei uns los wäre, wenn die freiberuflichen Kolleginnen keine Geburten mehr begleiten dürften“, sagt eine Spitalshebamme, die anonym bleiben möchte. Auch wenn ihr Dienst in der Theorie nach zwölf Stunden endet, halten sich Babys nicht an Dienstpläne. Die Zweiklassenversorgung gibt es ihrzufolge längst. „Wir sind notorisch unterbesetzt. Wer es sich leisten kann, kommt mit einer Wahlhebamme, die nicht von der Stelle weicht und sich für ihre Patientin stark macht.“

Auch wenn die LGA nach heftigen Protesten der Betroffenen zurückgerudert ist und ihr Schreiben als „falsch interpretiert“ verstanden wissen will, sehen viele Berufsvertreterinnen darin einmal mehr den Beweis, wie krank das System ist. Fallen in den Spitälern die Geburten mit Wahlhebammen weg, müssten angestellte Hebammen bis zu vier oder fünf werdende Mütter gleichzeitig betreuen.

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