Hoffnung in der Tragödie

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Für alle Freunde der USA ist die gegenwärtige Situation eine Tragödie: Die Führungsmacht aller Demokratien der Erde, in deren moralischer Schuld wir alle stehen, verstrickt sich in einen unmenschlichen, unnötigen, vom Völkerrecht nicht gedeckten Krieg. Wer nicht mitzieht, muss sich von amerikanischen Medien und selbst Regierungsmitgliedern beschimpfen und verspotten lassen.

Und doch gibt es auch in dieser Tragödie einen Hoffnungsstrahl. Das Ausklinken eines Großteils der EU aus der Allianz ist ein notwendig gewordener Emanzipationsakt. Die USA sind seit dem Zusammenbruch des europäischen Kommunismus von einer Politik des Multilateralismus (Konsenssuche mit vielen) zu immer stärkerem Unilateralismus ("Wenn ihr nicht mitgeht, machen wir's allein") übergegangen. Wichtige internationale Verträge wurden von den USA einseitig gekündigt, umgangen oder boykottiert: vom Kyoto-Protokoll für eine bessere Umwelt über den Atomstoppvertrag bis zur Schaffung eines internationalen Strafgerichtshofs. Das ist ein Rückschritt ins Vorgestern (von wegen "altes Europa"...)! Das kann und wird nicht offizielle US-Politik bleiben können. Eine neue feindselige Gegenmacht Russland oder China und eine Wiederbelebung des Kalten Krieges wird sich niemand wünschen. Aber es bedarf einer politischen Größe, über die sich die USA nicht kaltschnäuzig hinwegsetzen können.

Diese Größe könnte und sollte ein prinzipiell amerikafreundliches, aber selbstbewusstes und selbständig handlungsfähiges Europa sein. Davon ist die heutige Europäische Union weit entfernt - kein Wunder, steckt sie doch erst in Kinderschuhen. Aber das Kind wird wachsen. Die heutige Situation hilft dabei kräftig mit. Und ein erwachsenes Europa wird echter Freund und Partner, nicht Amerikas Pudel sein.

Der Autor ist freier Publizist.

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