Hunde - Kampfpanzer auf vier Beinen

Werbung
Werbung
Werbung

Tierschutz ist in Österreich ein Thema, dem Bevölkerung und Politiker ein wenig schizophren gegenüberstehen. Wenn gerade eine Fernsehdokumentation über Massentierhaltung oder Tiertransporte gelaufen ist, ist die öffentliche Empörung darüber ebenso groß wie andertags die Bereitschaft gering ist, im Supermarkt die teureren Bioprodukte zu erstehen. Und die Politik laviert zwischen EU-Freiheiten, agrarpolitischen Wettbewerbsbedingungen und halbherzigen Beteuerungen, unser Land sei ohnedies ein Garten Eden für alles, was da kreucht und fleucht. Dass Tierschutz (noch immer) Ländersache ist, und die Haltungsbedingungen für oberösterreichische und Kärntner Hühner recht unterschiedlich sind, ist so inkonsequent wie die Tatsache, dass die jüngsten Vorfälle um sogenannte Kampfhunde nun unter verschiedensten Vorzeichen (vom Zucht- Import- und Halteverbot bestimmter Rassen über den "Hundeführerschein" bis hin zum Vorschlag, die gesetzlichen Möglichkeiten auszuschöpfen) unkoordiniert diskutiert werden. Die Befürchtung liegt nahe, dass die Problemlösung wieder auf die lange politische Sommerpausen-Bank geschoben wird. Denn wenn sich auch laut Umfrage des Market-Instituts zwei Drittel der Österreicher für ein generelles Verbot von Kampfhunden aussprechen - sie haben im Gegensatz zu Kynologenverbänden, Züchtern, Trainern und Hunde(sport)vereinen keine "Lobby". Angst ist offenkundig keine starke politische Antriebskraft. Immer mehr schiebt sich die Argumentation in den Vordergrund, nicht "Risikorassen" seien das Problem, sondern bestimmte Halter, denen es zuzutrauen sei, auch Pudel "scharf" zu dressieren. Das mag möglich sein, ist aber unwahrscheinlich: Ein Hund eignet sich in "bestimmten Kreisen" weder zum Prestigeobjekt noch als Ersatzwaffe. Abgesehen davon läßt sich wohl jeder der 66 Prozent "Kampfhundegegner" in Österreich lieber von einem scharfen Pudel als von einem Rottweiler beißen. Daran ändert auch die Ausbildung von Herr und Hund nichts - Tiere sind unberechenbar und manche Rassen haben eben ein größeres Aggressionotential. Es gibt ja auch gute Gründe dafür, daß man auf normalen Straßen weder mit Formel-1-Boliden noch mit Kampfpanzern fahren darf.

Die Autorin ist Professorin für Gesellschaftspolitik an der Universität Linz.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung