Im Job gesund älter werden

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Weniger als 30 Prozent der Menschen über 55 Jahren sind in Österreich berufstätig - EU-Ziel wären 50 Prozent. Der Vermeidung von Invaliditätspensionen widmet sich nun das Projekt AEIOU.

Mit Friedrich III hat Rosemarie Rerych nichts zu tun. Auch nicht mit seinem Motto, mit dem er sich auf Gebäuden wie der Wiener Ruprechtskirche oder dem Grazer Dom verewigt hat. Denn die Vokalreihe AEIOU bedeutet in ihrem Fall nicht "Alles Erdreich ist Österreich Untertan", oder "Austriae est imperare orbi universo", wie der Habsburger-Kaiser gern zitiert wird. Vielmehr steht das prominente Kürzel hier für das Projekt "Arbeitsfähigkeit erhalten für Individuen,Organisationen und Unternehmen", das im Rahmen der EU-Initiative "EQUAL" bis ins Jahr 2005mit insgesamt rund sechs Millionen Euro gefördert wird. Rerych, Arbeitspsychologin bei der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt AUVA, koordiniert es inhaltlich. Das Ziel: die körperliche und seelische Gesundheit der Arbeitnehmer zu verbessern und ideale Bedingungen auch für ältere Arbeitnehmer zu schaffen.

Wie dringend eine solche Initiative nötig ist, zeigt die aktuelle Pensionsstatistik: Derzeit ist beinahe jede dritte neu zuerkannte Pension eine Invaliditätspension. Im Jahr 2002 waren 19.500 der insgesamt 62.000 Pensionsantritte von unselbstständig Beschäftigten gesundheitlich bedingt. Vor allem Probleme mit der Wirbelsäule und den Gelenken sind der Grund für den vorzeitigen Pensionsantritt. Am zweithäufigsten genannte Gründe sind psychische Erkrankungen.

Schlusslicht Österreich

Neben der - bis zum Jahr 2017 voraussichtlich endgültig abgeschafften - Frühpension wegen langer Versicherungsdauer und den schlechten Chancen für ältere Arbeitslose sind auch die vielen Invaliditätspensionen ein Grund dafür, dass Österreich bei der Beschäftigungsquote älterer Arbeitnehmer mit Italien, Luxemburg und Belgien Schlusslicht in Europa ist, sind doch hierzulande weniger als 30 Prozent der Über-55-Jährigen berufstätig. Die Europäische Union gibt als Ziel bis zum Jahr 2010 jedoch vor, die Beschäftigungsquote in dieser Altersgruppe EU-weit auf 50 Prozent zu erhöhen.

Um an der Erreichung dieses Zieles mitzuarbeiten, beteiligen sich neben der AUVA auch noch andere Organisationen, wie etwa das Rote Kreuz, das Institut für Berufliche Erwachsenenbildungsforschung, das Berufliche Bildungs- und Rehabilitationszentrum Wien und das Institut für Somatische Psychologie an AEIOU. Auch Vertreter von Wirtschaftskammer, Gewerkschaftsbund und Bundessozialamt unterstützen das Projekt.

"Es gibt viele Unternehmen, die sich für die angebotenen Leistungen interessieren", freut sich Koordinatorin Rerych. "Sie wollen so ihre Angestellten halten." Mitarbeiter des Projektes bilden daher unter dem Titel "Beratungsstelle humane Arbeitswelt" eine Anlaufstelle für interessierte Firmen, die Unterstützung bei der Gestaltung altersgerechter Arbeitsplätze und -abläufe suchen. Dabei reicht das Angebotsspektrum von einem einmaligen Beratungsgespräch bis hin zu einem Gesamtkonzept. Gesundheit im Unternehmen sei jedoch kein temporäres Thema, gibt die Psychologin zu bedenken. "Das ist ein Prozess, der dauert ein Betriebsleben lang."

Aber nicht nur der Aufbau einer gesundheitsfördernden Arbeitsumgebung ist ein Anliegen von AEIOU. Auch Menschen, bei denen sich schon gesundheitliche Probleme abzeichnen, sollen in einer Art Frührehabilitation unterstützt werden. Der Betroffene bekommt einen Betreuer, der sich neben einer eventuell nötigen Arbeitsplatzadaption auch um Förderanträge und sogar Umschulungsprogramme kümmert und den gesamten Rehabilitationsprozess begleitet. Auch psychotherapeutische Betreuung, vor allem zur Beseitigung von Stresssymptomen, steht auf der Angebotsliste von AEIOU.

Neben den allgemeinen Förder- und Unterstützungsmaßnahmen bilden die Pflegeberuf ein Hauptgebiet der Aktivitäten. Rerych: "Das ist eine Berufsgruppe mit schwierigen Arbeitsbedingungen, schlechtem Lohngefüge und wenig Aufstiegschancen. Und das, obwohl sie in den nächsten Jahren immer wichtiger werden wird." Durch die Vermittlung gezielter Übungen sollen körperliche und psychische Probleme beseitigt werden, Organisationsberater helfen in den Pflegeeinrichtungen, die Arbeitsabläufe besser zu planen und zu koordinieren.

"Durch die verschiedenen Module kann man in einer relativ kurzen Zeit viel heilen und in einen Zustand der Balance bringen", schwärmt Rerych, "anstatt zu warten, bis der Betroffene wirklich ernsthaft krank ist und wochenlang ins Spital muss."

weitere Informationen: www.equal-aeiou.at

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