Gehirn - © Foto: iStock/Firstsignal

In die Hightech-Röhre statt unters Messer

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Welche ist die wichtigste jüngere Entwicklung auf dem Gebiet der Medizin? Bei einer Umfrage antworteten Ärzte mehrheitlich: Die Computertomographie. Tatsächlich hat diese Technik die Medizin revolutioniert.

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Welche ist die wichtigste jüngere Entwicklung auf dem Gebiet der Medizin? Bei einer Umfrage antworteten Ärzte mehrheitlich: Die Computertomographie. Tatsächlich hat diese Technik die Medizin revolutioniert.

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Innere Organe, Blutgefäße und Knochen können mittels Computertomographie (CT) sichtbar gemacht und genauestens untersucht werden, ohne die Haut des Patienten zu öffnen und direkt nachzuschauen. Sicher, Röntgenbilder gibt es schon länger. Die klassische Röntgenuntersuchung jedoch stößt bei Weichteilen schnell an ihre Grenzen und auch das unter dem Schädelknochen verborgene Gehirn kann mit gewöhnlichen Röntgenuntersuchungen nicht sichtbar gemacht werden.

Jener Fachartikel, in dem die CT erstmals beschrieben wurde und erste CT-Bilder veröffentlicht wurden, erschien vor nunmehr 40 Jahren. Wie es dazu kam, klingt ziemlich abenteuerlich: Der Brite Godfrey N. Hounsfield, der den ersten Computertomographen entwickelte, war ein Schulabbrecher ohne Universitätsabschluss, der zuerst als Techniker bei der Royal Air Force arbeitete. Dann wechselte er zu EMI, einem Unternehmen, das vor allem als Schallplattenhersteller bekannt ist, wo aber damals auch Radargeräte und Lenkwaffen entwickelt wurden.

Beatles brachten Forschungsgelder

Da EMI die Beatles unter Vertrag hatte, schwamm das Unternehmen in den 1960er Jahren in Geld und konnte es sich leisten, seinen Forschern auch die ambitioniertesten Ideen zu finanzieren. Hounsfields Einfall, den Körper aus einer Vielzahl von Perspektiven mit Röntgenstrahlen zu durchleuchten und daraus mittels Computer Schnittbilder zu errechnen, war eine solche Idee.

Dafür erhielt Hounsfield 1979 den Nobelpreis, gemeinsam mit Allan M. Cormack, der zehn Jahre zuvor dieselbe Idee gehabt und die mathematischen Grundlagen der CT erarbeitet hatte. Weil aber die Computer damals noch nicht leistungsfähig genug für die komplizierten Berechnungen waren, hatte er seine Idee nicht in die Realität umsetzen können. Doch die mathematischen Grundlagen der CT waren in Wahrheit bereits 1917 entwickelt worden, aber mangels Anwendbarkeit zwischenzeitlich in Vergessenheit geraten: und zwar von dem österreichischen Mathematiker Johann Radon. Die sogenannte Radontransformation bildet heute die Grundlage zur Berechnung von CT-Bildern.

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