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Digital In Arbeit

Informieren statt moralisieren

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Suchtprävention durch Information. Gemäß diesem Motto wurde jetzt der vierte Band der Informationsreihe „Zum Thema Sucht” veröffentlicht.

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Suchtprävention durch Information. Gemäß diesem Motto wurde jetzt der vierte Band der Informationsreihe „Zum Thema Sucht” veröffentlicht.

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Jugendliche sind an einer Schnittstelle. Sie sind mit einer Reihe von sozialen, psychischen und psychologischen Problemen und Schwierigkeiten konfrontiert und daher ganz besonders geneigt, Rauschmittel auszuprobieren. Wenn sie erkennen, daß Rauschmittel ihnen vorübergehend helfen, werden sie bei diesem Konsum bleiben”, erklärt die Psychotherapeutin und Fachärztin für Psychiatrie und Neurologie, Renate Brosch, warum Jugendliche puncto Drogenabhängigkeit besonders gefährdet sind (siehe auch Dossier).

Renate Brosch und der Psychotherapeut und Leiter der Drogenberatungsstelle, Günter Juhnke, sind die Autoren der Informationsreihe „Zum Thema Sucht”. Letzte Woche präsentierten sie den neuesten Band, der sich speziell an Jugendbetreuer wendet.

Der vierte Band der Beihe setzt sich mit der Betreuung von Jugendlichen unter dem besonderen Aspekt der Suchtprävention auseinander. Die Broschüre behandelt dabei nicht nur die „typischen” Drogen wie Haschisch, Ecstasy, Kokain oder | Heroin. Der Begriff „Sucht” wird wesentlich weiter gespannt: „Sucht ist eine Erkrankung, die sehr viele Erscheinungsformen haben kann. Ob dabei legale Suchtmittel wie Alkohol und bestimmte Medikamentengruppen oder illegale Substanzen wie Drogen suchtartig gebraucht werden, oder bestimmte Tätigkeiten suchtartig ausgeübt werden - das Grundmuster ist immer ähnlich.” Verhaltensweisen, die suchtartig entgleiten können sind etwa Eßstörungen, Glücksspiel und Wetten, Video- und Fernsehen, Computerarbeit und -spiel, Einkaufen, süchtiges Betreiben von Sport oder die Sucht nach Risiko.

Das knapp 100 Seiten starke Heft behandelt die Themen Pubertät und Adoleszenz, Rauschmittel, Suchtvorbeugung, Jugendarbeit, Projektarbeit, Redürfnisse von Jugendlichen, Suchtvorbeugung in der Schule, Bur-nout, Freizeitgestaltung, Spiele und Übungen.

Drei weitere Broschüren, die bereits in der Reihe „Zum Thema Sucht” erschienen sind, sind ebenfalls für spezielle Zielgruppen konzipiert:

■ Heft eins „Infos/Adressen” gibt einen allgemeinen Überblick zum Thema Sucht. Es erklärt Begriffe wie Mißbrauch und Genuß, gibt Auskunft über die verschiedenen Suchtarten, welche Substanzen abhängig machen, die richtigen Behandlungsformen und die Gesetzeslage in Österreich. Darüber hinaus werden die einzelnen Suchtmittel und deren Wirkung detailliert beschrieben. Ein kleines Lexikon über die Sprache der Drogenszene und eine

Adreßliste über die in Österreich bestehenden Informationsstellen, Bera-tungs- und Therapieeinrichtungen ergänzen die Broschüre.

Der zweite Band wendet sich an Eltern und Angehörige. Erklärt wird, warum das Suchtrisiko in der Pubertät besonders hoch ist, was Eltern dazu beitragen können, damit ihr Kind nicht süchtig wird, wie und wann Sucht entsteht, ob es sogenannte Einstiegsdrogen gibt und wie man Drogenmißbrauch erkennen kann. Aber nicht nur bei der Prävention wird Hilfe angeboten. Auch für den Fall, daß ein Kind bereits Drogen konsumiert, versucht die Broschüre zu beraten.

■ Der dritte Teil ist speziell auf Jugendliche zugeschnitten und befaßt sich mit Schule und Beruf, Konflikte in der Familie, der Drogenszene und gibt jede Menge Tips, etwa, wie man reagiert, wenn Freunde Drogen nehmen.

Die Broschüren sind übersichtlich gegliedert und wohltuend, denn der „moralische Zeigefinger” wurde offensichtlich bewußt vermieden. Eine Richtung, die auch bei der Drogenpolitik verfolgt wird: „Helfen statt strafen und informieren statt moralisieren.” Diesen Grundsatz stellte Sozialministerin Lore Hostasch bei der Präsentation des neuesten Bandes für Jugendbetreuer in den Vordergrund. In diesem Sinne wirke auch das neue Suchtmittelgesetz, das mit Anfang nächsten Jahres in Kraft treten werde. Den Drogenabhängigen werde Hilfe angeboten und gegen „jene, die das Geschäft mit den Drogen machen, wird schärfer vorgegangen”, so Hostasch.

Speziell für Jugendliche wurde zusätzlich das Adventu-re Game „The Clean Team” entwickelt. Die Broschüren und das Computerspiel können kostenlos beim Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales unter der Telefonnummer (01) 71100-6140 und per Fax (01)715 58 30 bezogen werden.

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