Junge brauchen auch Grenzen

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Der Mensch ist ein sehr widersprüchliches Wesen: Insofern er tun und lassen kann, was er will, ist er in seiner Freiheit unbegrenzt. Andererseits - um glücklich zu werden - muss er sich seiner inneren Bestimmung fügen. Genau darin liegt die Begrenztheit des Menschen: dass er von Natur aus auf das Gute hingeordnet ist und dass nicht jeder Weg, den er wählt, zum Glück führt. Denn würde jeder Weg zum Ziel führen, wozu brauchte er dann sein Gewissen, das der Menschheit so universell als "Wegweiser" dient? Wozu hätte er seine tief innewohnende Sehnsucht nach Gott, könnte er mit oder ohne ihm gleich gut glücklich werden?

Der Mensch hat Grenzen, aber diese sind ihm nicht gewaltsam aufgezwungen, sondern "ins Herz geschrieben". Echte Freiheit heißt deshalb nicht, sich darüber hinwegzusetzen. Im Gegenteil, Freiheit heißt, seine Grenzen wahrzunehmen und danach zu leben. Nicht die Freiheit, alles beliebige zu tun, sondern die Freiheit, das Gute zu tun, führt den Menschen zur wahren Entfaltung. Das Schlechte zu tun, führt zur Gefangenschaft, zur Verstrickung in Exzessen und Süchten und zum Verlust der Herrschaft über sich selbst.

Es ist die Aufgabe der Eltern, ihre Kinder zur wahren Freiheit zu erziehen - zu einer Freiheit, die ihre Grenzen anerkennt. Es gibt im Wesentlichen zwei Arten Grenzen zu setzen: Der eine - und wahrscheinlich bequemere - Weg ist, Jugendlichen Grenzen aufzuzwingen. Diese lassen sich dann entweder durch die Strafandrohung einschüchtern und gehorchen, ohne den Grund dafür einzusehen. Oder sie kümmern sich nicht darum und gehen weiter ihre Wege. Wenn auch diese Art, Grenzen zu setzen, manchmal notwendig ist, um Schlimmes zu vermeiden, so löst sie doch das Problem nicht an der Wurzel. Sie formt keinen autonomen Menschen, der selbst seine Grenzen erkennt, sondern einen unmündigen, für den ein anderer denken muss.

Die zweite Art, Grenzen zu setzen, ist schwieriger. Die Aufgabe der Eltern ist dabei nicht, äußerlichen Zwang auszuüben, sondern ihre Kinder auf die eigene innere Stimme zu sensibilisieren, damit sie selbst ihre Grenzen klar sehen und danach leben. Aber nur im Gespräch und durch ein lebendiges Vorbild kann diese Methode Erfolg haben. Nur wenn die Eltern selbst ein Beispiel setzen, können auch die Kinder erfahren, dass wahre Freiheit heißt, das Gute zu tun.

Die Autorin studiert Theologie in Gaming (NÖ).

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