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Kampf für Kinderrechte: Einsatz, Zuneigung, Steuergeld!

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Die Probleme psychischer und sozialer Natur haben sich in der Pandemie bei Mädchen und Buben potenziert. Weltweit. Ein Weckruf zum Internationalen Tag der Kinderrechte.

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Die Probleme psychischer und sozialer Natur haben sich in der Pandemie bei Mädchen und Buben potenziert. Weltweit. Ein Weckruf zum Internationalen Tag der Kinderrechte.

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Sollte Herbert Grönemeyer in meine Gasse kommen, werde ich ihn ins Gebet nehmen: Was haben Sie sich gedacht, als Sie den Song „Gebt den Kindern das Kommando“ schrieben? Sind Sie noch nie neben einer Sandkiste gestanden? Unlängst sind zwei meiner Schüler – keiner hat mehr als fünf Barthaare – auf dem Heimweg kleineren Kindern über den Weg gelaufen. „Springt“, sagten sie zu den Kleinen, „damit wir hören, ob ihr Geld in den Taschen habt.“ In den Folgegesprächen offenbarte sich eine Welt, die wir als wohlbestallte Erwachsene mit Steuernummer und Zeitungsabo nicht kennen: Da gibt es Freunde, die man anruft, wenn man sich bedroht fühlt. Die beim Prügeln „helfen“. Zwölf-, Dreizehnjährige.

Dann lese ich von fehlenden Betreuungsplätzen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie, die Erzählungen eines befreundeten Sanitäters im Ohr. Während der Lockdowns, sagt er, seien Kinder in schweren psychischen Krisen nur dann stationär aufgenommen worden, „wenn klar war, der springt sonst aus dem Fenster.“ Es gab schlicht zu wenig Plätze.

Monster? Nein, sind sie nicht.

Einer meiner Sorgenschüler fragt mich im Unterricht Sachen wie diese: Wer hat eigentlich die deutsche Sprache erfunden? Sind Nonnen lesbisch? Die einzigen Bücher in seinem Leben sind nun einmal Schulbücher – aber er denkt nach über die Welt, er wandert Linien entlang, die er Schritt für Schritt erweitern wird. Nein. Sie sind keine Monster. In ihnen sitzen – wie in uns allen – die kleinen Kinder, die sie einmal gewesen sind, und außen tragen sie ihre aufgeraute Schale: Das pandemiebedingte Ausschalten der Schule als Ort des Übens von Gemeinschaft wird seinen Teil dazu beigetragen haben. Sie sind – auch – die Produkte unserer erwachsenen Entscheidungen, sie löffeln aus, was wir ihnen einbrocken, sie übersetzen in ihren jungen Ausdruck, was sie an uns beobachten.

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