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Sieger und Verlierer der Emanzipation rückt Trautl Brandstaller in ihrem jüngsten Buch in den Mittelpunkt.

Die Zukunft gehört weder dem Patriarchat noch dem Matriarchat. Frauen sind nicht die schlechteren, aber auch nicht die besseren Menschen", schreibt die Journalistin Trautl Brandstaller in ihrem jüngsten Buch "Die neue Macht der Frauen". "Aber die Beseitigung der krassesten Diskriminierungen, unter denen Frauen mit graduellen Unterschieden in den einzelnen Erdteilen bis heute leiden, wäre ein Beitrag, um die Welt etwas menschlicher zu machen."

Die Frage, was die neue Macht den Frauen und der Welt bringen könnte oder tatsächlich bringt, wird anhand dreier Beispiele veranschaulicht: Deutschlands erste Kanzlerin Angela Merkel; Frankreichs erste, wenn auch gescheiterte, Präsidentschaftskandidation mit realen Chancen, Ségolène Royal, und die demokratische Mitstreiterin um den höchsten Posten der USA, Hillary Clinton, deren Erfolg sich in den nächsten Monaten entscheiden wird.

Den kurzen Biografien folgt eine gelungene Auseinandersetzung mit der Ideologie der drei Politikerinnen. Jedes Beispiel für sich sagt einiges über den Stand der Emanzipation aus. So wurde Merkels Weg zur Kanzlerin von ernsthaften Diskussionen nach dem Motto "Kann-di-dat" begleitet.

Interessant ist auch, was die Auswahl an sich verrät: Dass etwa österreichische Politikerinnen wenig dazu taugen, die neue weibliche Macht zu symbolisieren. Dieses Frage hätte eine Analyse vertragen.

Spannender war vermutlich die Frage, was diese neue Macht eigentlich aussagt: Sind die neuen Positionen wirklich ein Sieg der Emanzipation oder ein Resultat einer Krise der männlichen Eliten? Ausführlich geht Brandstaller auf einen Artikel des deutschen Medienwissenschaftlers Norbert Bolz ein. Dieser warnt vor der "Umerziehung des Mannes, um die Konstruktion einer anderen männlichen Geschlechterrolle" herbeizuführen, und bringt den Geschlechterkampf in seiner reinsten Form auf den Punkt.

Zuletzt stellt die frühere Furche-Kolumnistin die Frage, was die neue Macht der Frauen über die reine quantitative Dimension hinausgehend bewirkt: "Was geschieht, wenn Frauen an die Macht gelangen? Passen sie sich den Machtstrukturen an? Werden sie zu den vehementesten Vertreterinnen der jeweils herrschenden Ideologien oder bringen sie neue,, weibliche' Werte ein? Für beide Thesen, für konformistische Anpassung wie für oppositionellen Widerspruchsgeist, liefert die Zeitgeschichte illustre und weniger illustre Beispiele", schreibt die Autorin. Die Hoffnung der Frauenbewegung, die Macht-Beteiligung der Frauen könnte die Welt besser machen, wird also gedämpft, aber nicht ganz zerstört: "In den Entwicklungs- und Schwellenländern ist das zivilgesellschaftliche Engagement von Frauen die Voraussetzung für den Aufbau und die Entwicklung der Demokratie."

Ein hervorgehobenes Beispiel aus diesen Reihen hätte auch interessante Fragen aufgeworfen. Doch insgesamt gelingt es Brandstaller, den Ist-Zustand der Emanzipation treffend zu analysieren und eine spannende Diskussion anzuregen.

DIE NEUE MACHT DER FRAUEN

Sieg der Emanzipation oder Krise der männlichen Eliten?

Von Trautl Brandstaller

Styria Verlag, Graz 2007

208 Seiten, geb., € 24,90

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