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Nun haben wir immerhin eine zweitbeste Lösung für ein Problem, das freilich keines war. Nach dem Schnellschuss mit dem Karfreitag als halbem Feiertag für alle gibt es nun gar keinen Feiertag, sondern einen Rechtsanspruch für alle auf einen bestimmten Urlaubstag -gerne auch der Karfreitag -der persönlichen Wahl, der rechtzeitig dem Dienstgeber gemeldet werden muss. Das ist besser als der -nicht nur, aber auch arbeitsrechtlich -hochproblematische Halbfeiertagspfusch. Es dürfte eine rechtlich wasserdichte Lösung sein, mit der alle irgendwie leben können. Es ist aber deutlich schlechter, als der ebenfalls zur Diskussion gestandene Abtausch mit einem anderen, kirchlich-theologisch niederrangigen Feiertag, vorzugsweise einem nicht vom Konkordat geschützten (Oster-, Pfingstmontag, Stefanitag). Keine gute Idee wäre es gewesen, den Karfreitag als zusätzlichen Feiertag für alle einzuführen: Der Urlaubs-und Feiertagspolster in diesem Land ist jetzt schon durchaus komfortabel. Die Vermengung von religiösen Anliegen mit sozialer Lizitationspolitik, welche immer wieder zu seltsamen Allianzen zwischen ÖGB, AK &Co. mit den Kirchen führt, wurde hier durchkreuzt.

Die Urversuchung der Politik

Ein Fehler von Kanzleramtsminister Gernot Blümel war es freilich, zu versprechen, "niemandem" solle "etwas weggenommen werden". Von Anfang an war klar, dass das nicht zu halten sein würde. Wie denn auch? Einen zusätzlichen Feiertag für alle hätte die Arbeitgeberseite als "wegnehmen" interpretiert, alle anderen Lösungen hätten irgendjemandem irgendwas weggenommen - und das tut auch die jetzt gefundene: Sie nimmt den Protestanten und Altkatholiken den Karfreitag als Feiertag. Hier wird über den Anlassfall hinaus einmal mehr, aber das nur am Rande, das Grunddilemma demokratischer Politik sichtbar: nämlich dass deren Vertreter nie jemandem etwas wegnehmen, mit anderen Worten sich als Wohltäter (mit dem Geld der Steuerzahler) präsentieren wollen. Offensichtlich sind auch bürgerliche Politiker vor dieser Urversuchung nicht gefeit (siehe Hayeks Diktum von den "Sozialisten in allen Parteien").

Religiöse Entkernung der Feiertage

Die nun gefundene Lösung des "persönlichen Feiertags" könnte freilich in einer Hinsicht wegweisend sein, die nicht unproblematisch ist. Geht es doch hier eindeutig um die religiöse Entkernung eines zentralen christlichen Tages, der von seinem Gehalt her natürlich auch für Katholiken ein "Feiertag" im Sinne eines Gedenktages ist und viele andere christliche Feiertage überragt. Nun wird man gewiss einwenden, dass selbst mit den Brennpunkten des Kirchenjahres, Weihnachten und Ostern, nur mehr wenige Menschen deren religiöse Bedeutung im umfassenden Sinne nachzuvollziehen bereit oder imstande sind. Aber es ist doch so, dass es so etwas wie ein kulturchristliches Substrat gibt, von dem auch jene zehren, die nicht ganz nahe am Glutkern des Glaubens sind oder sein wollen. Dieses Substrat durch eine Profanisierung der Feiertage aufzugeben, wäre für radikale Säkularisten gewiss ein erstrebenswertes Ziel. Es könnte im Zuge einer Fortschreibung der der Karfreitagslösung innewohnenden Logik schneller erreicht werden als gedacht. Hier ist nochmals an den Hauptschuldigen der Karfreitagsdebatte zu erinnern: den EuGH, der in einer an ihn herangetragenen Causa (die er auch hätte zurückweisen können) ein unglückliches Urteil gefällt hat. Einmal mehr hat höchstgerichtlicher Antidiskriminierungsfuror sein nivellierendes Werk verrichtet.

rudolf.mitloehner@furche.at

Es ist doch so, dass es so etwas wie ein kulturchristliches Substrat gibt, von dem auch jene zehren, die nicht ganz nahe am Glutkern des Glaubens sind oder sein wollen.

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