Karriere versus Lebensqualität

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Soziale Ebene bestimmt die berufliche Fitness" betitelt das IMAS-Institut die Ergebnisse einer ersten Auswertung der Österreichischen Verbraucheranalyse 2000. "Die Bildungsschere öffnet sich immer weiter - wenig Hoffnung auf Zusammenklappen der Wohlstandsschere" lautet das Resümee, das durch nicht eben sehr überraschende Daten untermauert wird: doppelt so viele Angehörige höherer Sozial-und Bildungsschichten interessieren sich für Bücher, Computer und Internet, als dies Personen aus einfachen sozialen Verhältnissen beziehungsweise mit Pflichtschulabschluss tun.

Das berufliche Weiterbildungsinteresse von Maturanten und Akademikern ist sogar fast drei mal so hoch wie das der gering Qualifizierten. Die Schlussfolgerung, dass im Hinblick auf Bildung eine "Zwei-Klassen-Gesellschaft" beziehungsweise arbeitsmarktbezogen eine "Zweidrittelgesellschaft" droht, ist nicht von der Hand zu weisen. Es ist aber wohl weniger grundsätzliches Desinteresse oder gar Faulheit, das manche von den Bildungsstätten und -möglichkeiten fernhält, sondern eher zum einen eine Frage der Motivation. Frustrationserlebnisse, Lernhemmungen und Versagensängste sind hartnäckig und keine gute Grundlage für "life-long-learning". Vielleicht sollte man im Zuge all der Diskussionen um Lehrerarbeitszeit und Lehrerentlohnung auch daran denken, wie man unseren Pädagogen und Pädagoginnen das nötige Rüstzeug zum Umgang mit Lernschwachen (meist eher einseitig Begabten) mitgibt ...

Im Hinblick auf Lebensqualität kann es aber auch andere Wertigkeiten geben: die IMAS-Studie zeigt, dass einfacher gebildete Menschen großes Engagement bei Beschäftigungen in Wohnung, Haus und Garten haben, gerne basteln und handarbeiten (und damit ebenfalls wichtige Kulturtechniken tradieren!), und auch, dass sie sich stark für medizinische Themen und vernünftige Ernährung interessieren.

Ohne stressbedingtes Magengeschwür lebt es sich vielleicht auch ganz gut, und mit nicht computergeschädigten Augen sieht man vielleicht andere, schöne Dinge, die dem Karrieremenschen gar nicht mehr auffallen.

Die Autorin ist Professorin für Gesellschaftspolitik an der Universität Linz.

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