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Trotz UN-Kinderrechtskonvention ist die Situation von Millionen Kindern weltweit trost- und hoffnungslos.

Rachel war zwölf und arbeitete in einer Zigarettenfabrik in Albanien, als sie den 29-jährigen Stephan kennen lernte. Er versprach, für sie zu sorgen und überredete sie zur Heirat. Aber aus dem Eheglück wurde nichts: Er brachte sie nach Italien und zwang sie zur Prostitution. Dreimal wurde sie erwischt und abgeschoben, dreimal holte Stephan sie zurück. Von der UN-Kinderrechtskonvention hat sie vermutlich noch nie gehört.

Am 20. November 1989 hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen die Kinderrechtskonvention angenommen, 1990 ist sie in Kraft getreten. Die Konvention legt in 40 Artikeln wesentliche Standards zum Schutz der Kinder weltweit fest. Als Kinder gelten dabei alle Menschen unter 18 Jahren. Zusammengefasst ergeben sich für sie folgende Grundrechte:

* Recht auf Gleichbehandlung und Schutz vor Diskriminierung unabhängig von Rasse, Religion, Herkunft und Geschlecht.

* Recht auf einen Namen und eine Staatszugehörigkeit

* Recht auf Gesundheit

* Recht auf Bildung

* Recht auf Freizeit, Spiel und Erholung

* Recht, sich zu informieren, sich mitzuteilen, gehört zu werden und sich zu versammeln

* Recht auf Privatsphäre und Erziehung im Sinne der Gleichberechtigung und des Friedens

* Recht auf sofortige Hilfe in Katastrophen und Notlagen und auf Schutz vor Grausamkeit, Vernachlässigung, Ausnutzung und Verfolgung

* Recht auf Familie, elterliche Fürsorge und ein sicheres Zuhause

* Recht auf Betreuung bei Behinderung.

Ein Zusatz verbietet die Rekrutierung und den Einsatz von Kindersoldaten, in einem weiteren Zusatzprotokoll verpflichten sich die Unterzeichnerstaaten, Kinder wirksam vor Kinderhandel, -prostitution und -pornografie zu schützen und sexuelle Ausbeutung zu bestrafen.

Obwohl außer den USA und Somalia alle Staaten die Konvention ratifiziert haben, wird sie millionenfach verletzt. Zwar überprüft der UN-Kinderrechtsausschuss regelmäßigen die teilnehmenden Länder hinsichtlich der Umsetzung der Konvention, Sanktionen kann er aber nicht verhängen.

Entsprechend trist ist die Situation von Millionen Kindern weltweit: 246 Millionen Kinder werden nach Angaben des UN-Kinderhilfswerkes Unicef (United Nations International Children's Emergency Fund) durch Kinderarbeit ausgebeutet. In Asien beispielsweise müssen 61 Prozent der Fünf- bis 14-Jährigen arbeiten.

Jährlich werden durch Beschneidung die Genitalien von zwei Millionen Mädchen verstümmelt. Unter den Folgen leiden sie ein Leben lang, sofern sie sie die Tat überhaupt überleben. Vor allem Mädchen in bestimmten Teilen Afrikas, den Vereinigten Arabischen Emiraten, in Oman, im Jemen, in Teilen Indonesiens und in Malaysia sind betroffen. Etwa 1,2 Millionen Kinder fallen jährlich Kinderhändlern in die Hände. Sie werden gegen Geld an adoptionswillige Paare vermittelt, als Arbeitssklaven verkauft, zwangsverheiratet, zur Teilnahme an bewaffneten Konflikten oder zur Prostitution gezwungen. Jedes Jahr werden beispielsweise aus Guatemala bis zu 1.500 Kinder an kinderlose Paar aus Nordamerika und Europa verkauft. Allein aus Nepal werden jährlich bis zu 7.000 Mädchen nach Indien verkauft, wo sie in Bordelle in Bombay und New Delhi gebracht werden. Jedes Jahr werden zwei Millionen Kinder Opfer der Sexindustrie. Die durchschnittliche Lebenserwartung eines brasilianischen Mädchens, das gezwungen ist, seinen Körper zu verkaufen, beträgt 21 Jahre.

Nach Schätzungen der Unicef gibt es weltweit etwa 300.000 Kindersoldaten. Schon zehnjährige Buben und Mädchen werden rekrutiert. Rund 20 Millionen Kinder sind auf der Flucht, und in den 90er Jahren starben etwa zwei Millionen Kinder in bewaffneten Konflikten, mindestens sechs Millionen wurden schwer verletzt.

30.000 Kinder sterben jährlich vor ihrem fünften Geburtstag, meist an Krankheiten, die leicht vermeidbar wären. Und 60 Millionen Kinder in Entwicklungsländern leben von weniger als einem Dollar pro Tag...

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