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Die Debatte um das Kinderfernsehen hat nun auch eine medizinische Prägung erfahren. Wir Kinderärzte sehen in unserer täglichen Praxis immer häufiger hyperaktive, aggressive oder unter Konzentrationsproblemen leidende Kinder. Exakte Beweise für die Ursache des Phänomens stehen aus. Dennoch liegt für die Kinderärzte der Verdacht nahe, daß das Fernsehen viel mit dieser Entwicklung zu tun hat. Denn nachweislich beträgt die durchschnittliche Fernsehzeit bei Kindern und Jugendlichen bereits mehr als 20 Stunden pro Woche.

Und Fernsehen ist für die Mehrzahl der Menschen in den industrialisierten Ländern das Medium Nummer eins. Und das ist erst der Anfang. Denn das Fernsehen fungiert sozusagen als die Vorhut der elektronischen Medien, die in den nächsten Jahren unser Leben mehr und mehr verändern werden.

Längst macht auch das Internet nicht mehr vor den Türen der Kinderzimmer halt. Die Kombination von vernetzten Computern und Video-Karten wird es für Eltern immer schwieriger machen, zu kontrollieren, welche Programme ihre Kinder zu welchen Zeiten konsumieren. Noch schwieriger wird die Situation, wenn die Kinder die neuen Medien besser beherrschen als ihre Eltern und sich dadurch effizient jeder Kontrolle entziehen.

Wer sich gegen die Herrschaft des TV-Geräts in den Wohn- und Kinderzimmern ausspricht, schwimmt gegen den Strom, riskiert, als Maschinenstürmer verlacht zu werden. Das gilt natürlich auch für uns Mediziner. So bleibt nur der dringliche Appell an die Eltern, sich um die Programmauswahl ihrer Kinder zu kümmern und - wenn nötig - die Zeit vor dem Fernseher entsprechend zu beschränken.

Der Autor ist Ärztlicher Direktor des St. Anna-Kinderspitals in Wien und Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde.

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