Kinderflüchtlinge in ganz Europa

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Dass Jugendliche und Kinder alleine ihr Land verlassen, ist kein neues Phänomen. "Europaweit hat es immer Kinderflüchtlinge gegeben“, weiß Christoph Pinter, der Leiter des Österreich-Büros des Flüchtlingskommissariats UNHCR.

Im Vorjahr haben insgesamt 17.700 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in 69 verschiedenen Ländern um Asyl angesucht, drei Viertel davon in Europa. Die meisten taten dies in Schweden (2.700) und Deutschland (2.100). In Belgien haben 1.600 Minderjährige einen Asylantrag gestellt, in Großbritannien etwa 1.300 - gleich viele wie in Österreich im Jahr 2011. "Dass so viele minderjährige Flüchtlinge nach Österreich kommen, ist allerdings relativ neu“, sagt Pinter.

Große Unterschiede bei der Betreuung

Ein möglicher Grund dafür könnten die unterschiedlichen Fluchtrouten sein, die Nationalitäten wählen, meint er. Während etwa in der Schweiz besonders viele Flüchtlinge aus Eritrea oder Nigeria ankämen, stammen die meisten Flüchtlinge in Österreich aus Afghanistan oder Tschetschenien. Und weil der Großteil der minderjährigen Flüchtlinge aus Afghanistan kommt, gibt es besonders viele Minderjährige in Österreich.

Nicht nur im Hinblick auf die Bevölkerungsgruppen, sondern auch bei der Aufnahme- und Betreuungssituation unterscheiden sich die europäischen Länder stark von einander. Eine einheitliche europäische Asylpolitik gibt es nicht. "EU-Richtlinien regeln die Versorgung oder die Asylverfahren von Minderjährigen, aber sie legen nur Minimalstandards fest“, sagt Pinter. Die Interpretation der Richtline liege dann bei den einzelnen Ländern: In Griechenland, wo das gesamte Asylwesen derzeit untauglich ist, gibt es nicht einmal für Minderjährige Unterbringungsmöglichkeiten. Und: Sie haben kaum Chancen, überhaupt einen Asylantrag zu stellen. In Ungarn kommen Minderjährige immer wieder in Schubhaft.

Gute Beispiele liefern die skandinavischen Länder. In Finnland hat man schon vor Jahren spezifische Einvernahmetechniken im Asylverfahren von Kindern und Jugendlichen erarbeitet und war damit europaweiter Vorreiter. In Österreich geschieht das erst jetzt: Derzeit arbeitet das Bundes-asylamt mit Unterstützung des UNHCR an einheitlichen Richtlinien für Minderjährige. (dol)

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