Kinderpornographie - © Foto: Pixabay

"Kinderpornographie": Zeugnisse sexuellen Missbrauchs

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Kinderpornografische Inhalte im öffentlich zugänglichen Web nehmen ab: Pädophile ziehen sich vermehrt in geschlossene Foren zurück. Wenn Meldestellen wie "Stopline" illegale Inhalte löschen, tauchen diese hartnäckig andernorts wieder auf.

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Kinderpornografische Inhalte im öffentlich zugänglichen Web nehmen ab: Pädophile ziehen sich vermehrt in geschlossene Foren zurück. Wenn Meldestellen wie "Stopline" illegale Inhalte löschen, tauchen diese hartnäckig andernorts wieder auf.

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Nur einen illegalen Inhalt hat "Stopline", die Meldestelle gegen Kinderpornografie und nationalsozialistische Wiederbetätigung, für das Jahr 2011 auf einem österreichischen Server lokalisiert. Rund zwei Drittel der gemeldeten pornografischen Inhalte stammen aus den USA, gefolgt von den Niederlanden, Deutschland und Kanada. Stopline und der Verband der österreichischen Internet Service Provider (ISPA) sind sich einig: Die einzig sinnvollen Maßnahmen gegen "Kinderpornografie“ sind das Löschen der Inhalte und eine massive Ausweitung der internationalen Zusammenarbeit bei der Täterverfolgung. Der Begriff "Kinderpornografie“ oder - noch schlimmer - "Kinderporno“ unterstellt allerdings die in der Pornografie imaginierte Zustimmung der Akteure. Vielmehr handelt es sich um die bildlichen Zeugnisse des sexuellen Missbrauchs von Kindern. "Cybergrooming“, das Anbahnen sexueller Kontakte im Internet, ist ein weiteres Problem, das sich vom realen Raum auf den virtuellen ausgeweitet hat. Auch hier sind vor allem Kinder und Jugendliche gefährdet, speziell in den Social Networks. Seit Jahresbeginn ist "die Anbahnung von Sexualkontakten zu Unmündigen im Wege einer Telekommunikation“ in Österreich strafbar.

Global ist noch viel zu tun

Bisher umfasst "Inhope", ein internationales Netz von Meldestellen, 36 Länder. "Der Aufbau von Hotlines in möglichst vielen Ländern ist ein wichtiges Ziel, damit der virtuelle Raum für derartige Inhalte immer kleiner wird“, erklärt Barbara Schloßbauer, Projektleiterin von "Stopline". Im World Wide Web wird es durch die globale Vernetzung von Meldestellen zunehmend schwieriger, Darstellungen von Kindesmissbrauch zu verbreiten. "Der Aufwand, mit illegalen Inhalten ständig zu anderen Servern zu wechseln, lohnt sich nicht“, berichtet Maximilian Schubert, Generalsekretär der ISPA. Also weichen die Nutzer in geschlossene Foren aus, gegen die nur die Exekutive vorgehen kann. "Der technisch schwierigere Zugang zu Foren durch erforderliche Passwörter und Kreditkartennummern schreckt schon viele Konsumenten ab“, meint IT-Experte Schubert.

Bei den Foren gibt es laut Bundeskriminalamt jedoch eine beachtliche Dunkelziffer. "Die Kapazitäten der Polizei sollten im Bereich des Cyberpolicing weiter gestärkt werden. Kriminelle Serverbetreiber müssen durch internationale Kooperationen bekämpft werden, wie es etwa die Konvention gegen Cyberkriminalität des Europarates vorsieht“, fordert Matthias C. Kettemann, Spezialist für Internetrecht an der Universität Graz. Denn die Anzahl der Bilder hat sich nicht verringert und die Darstellungen werden immer plakativer und gewaltorientierter. "Durch die Verfügbarkeit dieser Bilder werden viele jüngere Pädophile in ihrer Pathologie bestätigt, sodass sich das Alter der Ersttäter verringert“, sagt Internet-Rechtsexperte Kettemann. Nur die Gesetze zu verschärfen, reiche nicht aus, weshalb man mit polizeilichen und psychologischen Maßnahmen ansetzen müsse. In Deutschland gibt es bereits erste Erfahrungen mit präventiven Therapieformen. Auch wenn sich die Wissenschaft einig ist, dass Pädophilie unheilbar ist: Durch gezielte Therapien können Pädophile lernen, Empathie für die potentiellen Opfer zu entwickeln und davon abgehalten werden, Kinder zu missbrauchen, so das Ergebnis des Forschungsprojektes "Kein Täter werden“ an der Berliner Charité.

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