Kirchenschändung und Ikonenraub

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Der 20. Juli war nicht nur der 40. Jahrestag der Mondlandung. Auf Zypern hat man der türkischen Militärintervention vor 35 Jahren gedacht, die zur andauernden Teilung der Mittelmeerinsel führte. Im griechischen Süden läuteten die Kirchenglocken zum Zeichen der Trauer für die über 3000 Gefallenen und Verschwundenen vom Juli 1974.

Zyperns Staatspräsident Demetris Christofias rief zur Überwindung der Teilung und zum Ende der türkischen Militärpräsenz im Norden auf. Dort wurde das Eingreifen Ankaras vor dreieinhalb Jahrzehnten als „Friedensaktion“ gefeiert. Als offizieller Vertreter der türkischen Regierung bei den Feiern zeigte sich Vizepremier Cemil ¸Ci¸cek zuversichtlich, dass eine „globale“ Konfliktlösung bis zum Jahresende erreicht werde. Die „Türkische Republik Nordzypern“ wird international nicht anerkannt.

Am 20. Juli 1974 waren türkische Truppen nach einem vom damaligen griechischen Militärregime in Athen mit Wissen des US-Geheimdienstes CIA inszenierten Putsch gegen den zypriotischen Präsidenten, Erzbischof Makarios, auf der Insel gelandet, um deren Anschluss an Griechenland zu verhindern. Sie besetzten ein Drittel der Insel.

2004: pro EU, contra Wiedervereinigung

2004 wurde der UN-Wiedervereinigungsplan von den griechischen Zyprioten in einem Referendum abgelehnt. Die türkischen Zyprioten hatten ihn gutgeheißen. Begründet wurde die Ablehnung damit, dass der Plan dem Großteil der nach der türkischen Invasion 1974 aus dem Norden Vertriebenen bzw. deren Nachkommen die Rückkehr in ihre Heimatorte verwehrte, zugleich aber vorsah, dass ein beträchtlicher Teil der von der Türkei angesiedelten Festlandtürken und der türkischen Truppen auf der Insel bleiben kann.

2004 wurde Zypern auch EU-Mitglied – doch im türkischen Nordteil gilt kein EU-Recht. Deswegen findet auch die Forderung des Europäischen Parlament, das kirchliche Erbe im Nordteil Zyperns zu schützen, wenig Gehör. Das geht aus einem Bericht der US-amerikanischen Helsinki-Kommission (CSCE) hervor, wie Kathpress am Wochenende meldete. Der Bericht trägt den Titel: „Die Verwüstung des Kulturerbes in Nordzypern und die Schändung des internationalen Rechts“.

Nach Angaben der CSCE wurden seit 1974 im Norden Zyperns 500 Kirchen und Kapellen geplündert, 133 christliche Gotteshäuser und Klöster wurden entweiht, 15.000 Ikonen entwendet. 77 orthodoxe Kirchen seien unter dem Druck der türkischen Besatzer in Moscheen umgewandelt worden, 28 Gotteshäuser habe das türkische Militär als Krankenhäuser oder Kasernen zweckentfremdet. Unter den betroffenen Gotteshäusern sind nicht nur griechisch-orthodoxe, sondern auch katholische, maronitische und armenisch-apostolische Kirchen.

Und das Geschäft mit diesen Verbrechen floriert: Der internationale Kunstmarkt wurde und wird mit kostbaren Ikonen überschwemmt, die man aus den geschändeten zypriotischen Kirchen gestohlen hat. (wm)

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