Klare Familienverhältnisse

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Ja zur In-vitro-Fertilisation, Nein zur Embryonen-Adoption: Bioethik aus islamischer Sicht

Die medizinischen Wissenschaften haben im Laufe der Zeit die Ursachen vieler Krankheiten erforscht und viele Heilmittel entdeckt und entwickelt. Nun hat die Wissenschaft in mühsamer, erfolgreicher Forschungsarbeit das menschliche Genom entziffert, und die molekulare Medizin hat eine verheißungsvolle Zukunft.

Wir befinden uns am Anfang einer Ära, wo massiv wissenschaftliche Interessen in Bezug auf die molekulare Medizin und die Embryonalforschung bestehen. Daher sind die Religionen aufgefordert, die Grenzen der Ethik zu zeigen. Aus islamischer Sicht beginnt das Leben unmittelbar nach der Eibefruchtung. Die Menschwerdung vollendet sich im Laufe des vierten Schwangerschaftsmonats. Im Plan Gottes der Schöpfung ist das Embryo der erste Schritt in Richtung Menschwerdung. Daher ist das Töten der Embryonen, etwa zu Forschungszwecken, nicht erlaubt. Der Vorschlag, Embryonen zur Adoption freizugeben, ist aus islamischer Sicht nicht akzeptabel, denn dies führt zu unklaren Verwandtschaftsverhältnissen. Daraus ergibt sich eine Situation, in der das islamische Gesetz nicht mehr vollzogen werden kann (Eherecht, Erbrecht, ...).

Bei der In-vitro-Fertilisation wird die Eizelle außerhalb der Gebärmutter befruchtet und später in die Gebärmutter eingesetzt. Dieses ist im Islam erlaubt, wenn die Eizelle und die Samen von verheirateten Partnern stammen und das Embryo in die Gebärmutter der Frau, von der die Eizelle stammt, eingesetzt wird.

Selektion tabu

Die Präimplantationsdiagnostik ist dagegen aus islamischer Sicht absolut verboten, da sie eine Selektion der Menschen in sich beinhaltet. Kein Mensch darf jemals das Recht haben, nach eigenem Ermessen oder nach Diagnosetabellen Entscheidungen zu treffen, welcher Embryo das Recht auf Leben hat und welcher nicht. Ein kranker Mensch hat auch das Recht auf Leben und kann Großartiges für die Menschheit leisten.

Der Mensch hat eben nicht nur einen Körper, sondern auch einen Geist und kein Präimplantationsdiagnostiker kann Auskunft über die geistige Zukunft eines Embryos geben. Der Islam bejaht alles, was zur Heilung von Krankheiten beim Menschen dient. Aber das therapeutische Klonen beinhaltet auch das Töten von Embryonen. Auf diese Frage gibt es zur Zeit von islamischen Gelehrten noch keine Antwort.

Der Autor ist Arzt für Allgemeinmedizin und Gemeindearzt von Stronsdorf/NÖ

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