Krieg - © Foto: picturedesk.com / SZ Photo

Krieg: Ist der Mensch dem Menschen ein Wolf?

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Jeder Krieg scheint den durch Thomas Hobbes bekannt gewordenen Satz „Homo homini lupus“ zu bestätigen. Doch ist dem wirklich so? Über Zivilisation und Barbarei.

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Jeder Krieg scheint den durch Thomas Hobbes bekannt gewordenen Satz „Homo homini lupus“ zu bestätigen. Doch ist dem wirklich so? Über Zivilisation und Barbarei.

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Längst ist die Phrase zu einem geflügelten Wort geworden. Früher gehörte sie zur humanistischen Allgemeinbildung, man konnte sie auf Latein hersagen: Homo homini lupus (est). Allgemein bekannt wurde der Satz „Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf“ durch Thomas Hobbes, er stellte ihn seinem Werk „Über den Bürger“ (De Cive) voran. Die erste Ausgabe erschien 1642, sie fiel in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618 bis 1648), der als Religionskrieg begonnen hatte und als Kampf um staatliche Territorien endete.
Die Leiden der betroffenen Völker sind kaum nachvollziehbar; zu den eigentlichen Kriegsgräueln kamen Hunger, Seuchen und mannigfache andere Plagen. Seriösen Schätzungen zufolge zählt ein Drittel der auf den umkämpften Gebieten Lebenden zu den Opfern, gemessen an der Bevölkerungszahl prozentuell mehr als im Zweiten Weltkrieg – ein Umstand, den der kanadische Psychologe Steven Pinker anhand von Statistiken in seinem Buch „Gewalt“ (2011) zu belegen sucht.

Ein Vertrag gegen Gesetzlosigkeit

Kein Wunder also, dass für den englischen Staatstheoretiker und Philosophen Thomas Hobbes (1588–1679) der Mensch ein Wesen ist, das seiner Natur gemäß dazu neigt, seinesgleichen zu bekämpfen. Um der individuellen Selbsterhaltung willen findet, im Zustand vor jedweder Staats- und Rechtsformung, ein Krieg aller gegen alle statt (bellum omnium contra omnes). Im „Naturzustand“ herrschen demnach – laut Annahme – die Schrecken der Gesetzlosigkeit.

Hobbes einflussreichstes Werk „Leviathan“ (1651) hält Befriedung einzig unter der Herrschaft eines absolut regierenden Souveräns für möglich, sofern dessen Machtausübung als Ergebnis eines „Gesellschaftsvertrages“ gedacht werden kann. Um den Zustand der Gesetzlosigkeit zu beenden, einigen sich demnach die Menschen aus rationalem Eigennutz darauf, ihre Rechte und Freiheiten an den Staat abzutreten, der dafür sorgt, dass seine Untertanen in Frieden leben. Mit dieser Fiktion reagierte Hobbes auf den Englischen Bürgerkrieg (1642 bis 1649), der mit der Hinrichtung des umstrittenen Königs und einer zeitweiligen Ersetzung der Monarchie durch das republikanische Commonwealth endete, das seinerseits keinen dauerhaften Frieden zu stiften vermochte.

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