Werbung
Werbung
Werbung

Stress, Überlastung - oder der Drang nach Macht über Leben und Tod? Was die Motive der vier Hilfsschwestern waren, die von 1983 bis 1989 im Geriatriezentrum Lainz 41 Patienten mit Beruhigungsmitteln oder einer "Mundpflege" ermordeten, ist bis heute ein Rätsel.

Beim jüngsten Pflegeskandal im nunmehrigen Geriatriezentrum "Am Wienerwald" dürfte wohl Überlastung der Auslöser gewesen sein: Bereits im März hatte man Gesundheitsstadträtin Elisabeth Pittermann (SP) auf 70 unbesetzte Dienstposten aufmerksam gemacht.

Auch wenn sich der Vorwurf gegenüber Pittermann, von den Missständen gewusst zu haben, bestätigen sollte: Mit ihrem Rücktritt allein ist die Misere noch lange nicht beseitigt. Wie verquer im Pflegebereich die Logik läuft, lässt sich nach einem Interview der Politikerin mit profil nur erahnen: Weil durch das - seit 1996 (!) nicht mehr erhöhte - Pflegegeld weniger Menschen in Geriatriezentren gekommen seien, habe man eben "einige Jahre wenig investiert".

Das Knausern im Pflegebereich ist freilich keine Wiener Spezialität. Seit Jahren warnen Hilfsdienste vor einem bundesweiten Pflegenotstand. Laut "Hilfswerk" werden im Jahr 2010 rund 8.500 Pflege- und Betreuungspersonen benötigt. Initiativen, um jungen Menschen diesen Beruf durch eine Aufwertung der Ausbildung, eine bessere Bezahlung und damit ein höheres Image schmackhaft zu machen, bleiben aber rar. Und so wundert es wenig, dass laut einer market-Studie für 79 Prozent der Schulabgänger ein Job im Pflegebereich kaum oder gar nicht in Frage kommt.

Solche Befunde müssen alarmieren. Wenn darüber hinaus Einsparungen im Pflegebereich gang und gäbe sind und es nach wie vor an einem bundesweiten Pflegeheimgesetz mit einheitlichen Standards mangelt, dann dürfen Skandale wie jener in Lainz niemanden überraschen.

doris.helmberger@furche.at

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung