Land der Firmen, zukunftsreich

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Die Geografie meint es gut mit Österreich: Als Tor zu den neuen EU-Ländern ist hier der ideale Platz für Osteuropa-Zentralen. Und auch mit anderen Standortfaktoren kann die Alpenrepublik überzeugen. Dieses Dossier über den Wirtschaftsstandort Österreich geht der Frage nach, ob auch die Wirtschaftspolitik optimal ist für das Land der Klein-und Mittelbetriebe und wie sozial die Unternehmer hier sind. Und es porträtiert ein heimisches Unternehmen, dessen berühmtestes Produkt weltweit in vieler Munde ist: die Josef Manner AG. Redaktion: Claudia Feiertag In internationalen Vergleichen schneidet Österreich als Wirtschaftsstandort nicht schlecht ab. Aber vor allem die Bildungspolitik und die Situation der Klein-und Mittelbetriebe sollte zu denken geben.

Österreich ist sicher, hat eine hohe Lebensqualität, gute Außenhandelsentwicklung, hochmotivierte und gut ausgebildete Fachkräfte, Rechtssicherheit und ein effizientes Wettbewerbsrecht. Und liegt dadurch im Ranking der weltweit beliebtesten Wirtschaftsstandorte immerhin auf Platz 13. Das jedenfalls ergab der aktuelle World Competitiveness Report, in dem das Lausanner Instituts für Management-Entwicklung (IMD) jährlich die Attraktivität von 61 internationalen Wirtschaftsstandorten beurteilt. Die ersten beiden Plätze nehmen die USA und Hongkong ein. Im Europa-Vergleich muss sich Österreich Island, Dänemark, Schweiz, Luxemburg, Finland, Irland und Norwegen geschlagen geben. Alles in allem dennoch kein schlechtes Ergebnis.

Weniger positiv gesehen wird in der Manager-Umfrage des imd dagegen die durchschnittliche geringe Arbeitszeit, die hohen Sozialkosten und restriktiven Einwanderungsgesetze.

Auch Bildung sowie Forschung und Entwicklung seien bedeutende Faktoren für die Standortwahl, ergänzt Hannes Leo vom Wirtschaftsforschungsinstitut. "Und in diesen Bereichen sind wir ja auch nicht schlecht." Und die hohe Steuerquote? "Die ist kaum ein Entscheidungskriterium, denn die Steuern werden innerhalb von multinationalen Konzernen ohnehin so verschoben, dass sie in dem Land mit der geringsten Steuerbelastung gezahlt werden." Zudem sei hierzulande die Unternehmensbesteuerung mit 25 Prozent deutlich niedriger als in vielen andere eu-Länder, die Lohnkosten bewegten sich im Durchschnitt der Industrienationen.

Vor allem Betriebe aus dem mittleren und Hochtechnologiebereich sowie qualifizierten Dienstleistungen siedeln sich laut Leo hierzulande an. "Mit diesen Branchen sind wir absolut zukunftsfähig." Allerdings warnt er vor Einsparungen im Bildungsbereich. "Das wäre fatal für Branchen, die auf ausgezeichnet ausgebildete Mitarbeiter angewiesen sind." Die geringe Akademikerquote und das mäßige Abschneiden bei pisa deute allerdings in diese Richtung.

Politik - nichts für Kleine?

Wolfgang Breidert, Gründer und Inhaber der Personalberatungsfirma PMC, hat vor 27 Jahren eine Standortentscheidung zugunsten von Österreich gefällt. Die "ideale geografische Lage zwischen Ost und West" überzeugte den gebürtigen Deutschen mit Studium in Südafrika. Ein Faktor, durch den das Land auch bei internationalen Konzernen punktet: Mehr als 300 von ihnen haben ihre Osteuropa-Zentrale in Wien. Auch Breidert hatte den Aufbau von Beziehungen mit Gebieten hinter dem damaligen Eisernen Vorhang im Auge. Inzwischen ist seine Firma mit insgesamt rund 70 Mitarbeitern in 12 Ländern tätig, mit Ausnahme von Österreich und Deutschland alle im ehemaligen Ostblock. Dass er die Zentrale immer noch hier hat, ist der Tatsache zu verdanken, dass "Firmen aus dem Westen im Osten immer noch besser angesehen sind als Firmen aus dem Osten selbst." Abgesehen davon hält ihn aber nicht viel in Wien. Die Wirtschaftspolitik? "Die bringt den großen Konzernen etwas, aber doch nicht uns kleinen Dienstleistern."

Damit sich das ändert, hat die Regierung nun ein Paket für Kleinbetriebe beschlossen: Sie sollen künftig Verluste drei Jahre lang gegenrechnen können, dazu gibt es einen Freibetrag für reinvestierte Gewinne, und die Umsatzsteuergrenze wird von 22.000 auf 30.000 Euro angehoben. In Kraft treten soll das ganze Anfang 2007.

Maßnahmen für Klein-und Mittelbetriebe scheinen tatsächlich dringend geboten. Noch nie waren so viele Firmen zahlungsunfähig wie im Vorjahr: 7056 Betriebe sind 2005 in die Pleite gerutscht, die allermeisten davon kmu. Ihr größtes Problem sei die schwache Ausstattung mit Eigenkapital, ergab eine Befragung der Creditreform unter 1700 österreichischen kmu: Nur 27,7 Prozent sind demnach mit ausreichend Eigenkapital ausgestattet. Und die Lage verschlechtert sich: Vor einem Jahr waren es 30,5 Prozent. Was vor allem deshalb zu denken geben sollte, weil 99,6 Prozent der österreichischen Wirtschaft aus kmu bestehen, die 65,3 Prozent aller Arbeitnehmer beschäftigen.

Eine weitere Zahl allerdings macht Hoffnung: Auch die Gründungsquote steigt. 31.625 neue Unternehmen gab es im Vorjahr. Was den övp-Wirtschaftsbund zu einer eher positiven Rechnung veranlasste: "Alle 17 Minuten wird ein Unternehmen insolvent. Aber alle fünf Minuten wird eines gegründet."

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