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Rentnerin Hildegard B. gewährte der furche Einblick in ihre finanzielle Situation.

Hildegard B. will ihren vollen Namen nicht in der Zeitung lesen. Und ein Foto kommt schon gar nicht in Frage. Sie möchte kein Gerede: "Die Nachbarn müssen ja nicht alles wissen. Was geht die meine finanzielle Situation an?" Dabei geht es den Nachbarn ohnehin nicht anders. In dem Seniorenwohnhaus des Wiener Hilfswerks gibt es keine wohlhabenden Bewohner. Seit drei Jahren lebt die 60-Jährige hier in einer kleinen Einzimmer-Wohnung. Sie zahlt monatlich 240 Euro Miete, die Krankenversicherung kostet sie 35 Euro. Dazu kommen alle zwei Monate 26 Euro für die Heizung, 80 Euro für Strom. Von den 624 Euro Witwenpension und 153 Euro Mietzinsbeihilfe ist am Monatsende nichts übrig. Schulden hat sie auch noch, die von dem Geld abbezahlt werden müssen. "Aber das hab ich bald geschafft", fügt sie fast ein wenig stolz hinzu.

Sie hätte lieber eine andere Wohnung. Mit einer schönen Küche, nicht mit den zwei Kochplatten und ohne Backrohr wie hier. "Aber den Traum hab ich schon ausgeträumt, das wird nichts mehr." Hildegard B. hat resigniert. Denn sparen ist für sie unmöglich. "Ab dem 25. wird es meistens ziemlich knapp, vor allem in den Monaten, in denen ich Strom und Heizung zahlen muss", erklärt sie. "Dann gibt es oft Eiernockerl oder Grießschmarren. Billiges Essen eben." Wenn sie einkaufen geht, schaut sie sich nach Sonderangeboten um. "So komme ich dann doch immer irgendwie über die Runden."

Ob sie die öffentliche Diskussion über die Pensionen verfolgt? "Wozu denn? Ich muss es ja doch nehmen, wie es kommt." Und besser werde es sicher nicht, ist sie überzeugt. "In der Politik kümmert sich ja keiner um die Pensionisten." Darum interessiere sie sich gar nicht mehr dafür.

Eigentlich hätte sie ja Anspruch auf eine eigene Pension, erzählt sie. Wenn nur alles mit rechten Dingen zugegangen wäre. Denn sie hat bis zu ihrem vierzigsten Lebensjahr bei einem Schneider gearbeitet. Allerdings nicht angemeldet. Dass sie schwarz arbeitete, habe sie jedoch damals nicht gewusst, betont sie. "Aber zu der Zeit hat man sich über die Pension ja auch noch gar keine Gedanken gemacht. Das ist heute bei den Jungen anders." Einige Jahre lang hat sie dann ihren kranken Mann gepflegt, jetzt ist sie allein. Zu den fünf Kindern hat sie schon lange keinen Kontakt mehr. Nur zu den Nachbarn im Seniorenwohnheim. Mit denen versteht sie sich überhaupt nicht. Aber ausziehen? "Wohin denn, mit dem bisschen Geld?" claf

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