Lebenssinn trotz Todesleid

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Die "Internationale Hartheim Konferenz" widmet sich vom 20. bis 22. April unter dem Titel "Sinn und Schuldigkeit" den Fragen zum Lebensende.

Unsere Fragen zum Lebensende sind drängende: Demographischer Wandel und drohende Unfinanzierbarkeit der Gesundheitssysteme stellen uns vor große Herausforderungen. Gleichzeitig wachsen die medizinischen Möglichkeiten: Maschinen können das Sterben eines todkranken Menschen oft lange hinauszögern.

In einigen europäischen Ländern können Kranke ihre Tötung verlangen. Stimmen dazu werden auch in Österreich laut. Antworten, die der Wirklichkeit gerecht werden, sind nicht leicht zu finden. Sie suchen nach Sinn und Schuldigkeit: Lebenssinn, dem die Erfahrung des Leids nicht widerspricht. Schuldigkeit, die uns vorausgehende Generation liebevoll zu begleiten.

Alte liebevoll begleiten

Zu diesen Fragestellungen findet von Freitag, 20. April, bis Sonntag, 22. April 2007, die "Internationale Hartheim Konferenz" statt. Sie wird aus Plenarvorträgen, Diskussionen und themenspezifischen Workshops bestehen. Ein kulturelles Abendprogramm wird die Tagung ergänzen.

Die Konferenz wird von der Stiftung Schloss Hartheim ausgerichtet. Schloss Hartheim war eines der sechs Hauptzentren der nationalsozialistischen Euthanasie-Kampagne gegen "lebensunwerte" Menschen. Allein an diesem Ort wurden von 1940 bis 1944 rund 30.000 Menschen ermordet.

Ein Komitee anerkannter Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens lädt zu dieser Konferenz ein: Bundespräsident Heinz Fischer, EU-Kommissar Jan Figel, Landeshauptmann Josef Pühringer, Kardinal Christoph Schönborn, WK-Präsident Christoph Leitl und Nikolaus Harnoncourt werden zudem persönlich anwesend sein.

Alternativen vorlegen

Die internationale Konferenz "Sinn und Schuldigkeit" will den aktuellen Stand der Euthanasiedebatte diskutieren und zugleich Alternativen zur aktiven Sterbehilfe vorlegen und zu ihrer Umsetzung ermutigen. Proaktive und konkrete Vorschläge sollen erarbeitet werden, internationale Experten und prominente Kulturschaffende werden versuchen, die hohe Relevanz des Themas für die gesamte Gesellschaft auszuloten. Wie eine Gesellschaft mit den Sterbenden umgeht, ist so etwas wie ein Prüfstein ihrer Humanität. Als Referenten konnten Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, wie Tobias Moretti, und international anerkannte Vordenker wie Eberhard Schockenhoff und Manfred Lütz gewonnen werden. Auch der Bruder der 2005 nach langer öffentlicher Debatte "euthanasierten" Amerikanerin Terri Schiavo, Robert Schindler, wird aus den USA anreisen.

Die Konferenz ist für alle Interessenten offen, richtet sich aber speziell an Opinion Leaders und Experten verschiedener Disziplinen und Berufe. Die Teilnehmerzahl ist aufgrund der örtlichen Gegebenheiten mit 250 begrenzt, doch soll durch eine breite Berichterstattung in internationalen Medien der Wirkungsgrad deutlich erhöht werden. Ein weiteres Ziel ist die Profilierung und Bekanntmachung von Schloss Hartheim als Lern-und Gedenkort in Österreich, den Nachbarländern und unter internationalen Fachleuten.

Die Konferenz will in erster Linie Gestalter des öffentlichen Lebens aus verschiedenen Disziplinen und Berufen zusammenführen. Opinion Leaders aus der Welt der Wissenschaft und Kunst, der Wirtschaft und Politik sind ebenso eingeladen wie Medienvertreter. An dieser internationalen Konferenz sind Personen aus allen Ländern willkommen, doch liegt der Schwerpunkt auf den Ländern Mitteleuropas. Die Konferenzsprache ist Deutsch.

Die Stiftung Schloss Hartheim wird zudem die Beiträge auf ihrer Internetseite dokumentieren und damit der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung stellen.

Die Referenten gruppieren sich - neben den prominenten Eröffnungsrednern - zu drei Themenschwerpunkten:

Was ist

1. die Rolle der Medizin und der Ethik,

2. die Rolle der Gesellschaft, 3. die Rolle von Kunst und Kultur rund um die Fragen zum Lebensende?

Für jeden Themenschwerpunkt konnten führende Experten und Expertinnen gewonnen werden. Im folgenden nähere Angaben zu den drei Themenschwerpunkten:

ad 1.: Die Rolle der Medizin und der Ethik: Was macht ein Arzt, wenn er am Ende der Heilkunst angelangt ist? Gibt es in jedem Fall eine passende Schmerztherapie? Prim. Johannes Meran ist einer der führenden Palliativmediziner Österreichs. Gemeinsam mit Prof. Robert Twycross (bis 2005 Vorsitzender der WHO im Zentrum für Palliativmedizin) und anderen Kollegen wird er auf diese Fragen eingehen.

ad 2.: Die Rolle der Gesellschaft: Begleitetes und ins-Leben-integriertes Sterben ist kostenintensiver als aktive Sterbehilfe. Der Umgang mit Leidenden und Sterbenden offenbart das Menschen-und Weltbild einer Gesellschaft. Diese und andere Fragen greifen unter anderem die Expertin Prof. Anita Rieder (Sozialmedizinerin an der Universität Wien), Prof. Christoph Gisinger (Leiter des Wiener Hauses der Barmherzigkeit) und die steirische Landeshauptfrau a.D. Waltraud Klasnic in Diskussion mit dem Publikum auf.

Kultur des Mitleidens

ad 3.: Die Rolle von Kunst und Kultur: Künstler sind Kultur-und Klimaschaffende. Was können sie beitragen, um ein Klima des Mitleiden-Könnens zu schaffen, in dem niemand um einen vorzeitigen Tod bittet? Dazu nehmen Nikolaus Harnoncourt, Tobias Moretti, Ernst Fuchs, Peter Simonischek, Martin Heller und andere berühmte mitteleuropäische Künstler persönlich Stellung.

Auf das Einbeziehen der Konferenzteilnehmer wird großer Wert gelegt. Fünf thematische Gespräche, die jeweils zweimal stattfinden, sollen dazu eine Möglichkeit bieten. Auf diesen "Minipodien" finden sich Kapazitäten ersten Ranges, wie z.B. Bischof Manfred Scheuer von Innsbruck, Caritas-Direktor Michael Landau, Sozialrechtler Prof. Wolfgang Mazal, Facharzt für Inneres und muslimischer Theologe Dr. Ahmet Hamidi, Psychiater und Vorstandsmitglied der Wiener Jüdischen Gemeinde Ass. Prof. Alexander Friedmann oder der führende Experte im Gesundheitsministerium Dr. Gerhard Aigner.

Ein weiterer Höhepunkt der Konferenz soll die Abschlussdebatte zwischen zwei im deutschen Sprachraum führenden Philosophen, Professor Rudolf Burger und Professor Eberhard Schockenhoff, darstellen. Zum Bestandteil des Tagungsprogramms gehören zudem auch Führungen durch die Ausstellung des Lern-und Gedenkortes Schloss Hartheim. Denn sowohl diese Führungen wie auch die anderen Programmpunkte dieser Tagung fühlen sich den Worten von Cecile Saunders, der Gründerin der Hospizbewegung, verpflichtet: "Wie jemand stirbt, bleibt im Gedächtnis derer, die weiterleben."

Weitere Info:

www.schloss-hartheim.at

Die Organisatoren v.l.: Martin Kugler (KAIROS Consulting), Georg Starhemberg (Obmann Verein Schloss Hartheim), LH Josef Pühringer, Stephanie Merckens, Reinhard Dyk (GF Schloss Hartheim).

Lern-und Gedenkort Schloss Hartheim:

In der NS-Zeit Ort grausamer Verbrechen,

heute ein Ort der Besinnung auf die Menschlichkeit.

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