Leitl oder Puttinger ist nicht die entscheidende Frage

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Bei der "Kampfabstimmung" am 10. Dezember geht es um die Maderthaner-Nachfolge im Wirtschaftsbund. Bei den nächstes Jahr folgenden Kammer-Wahlen geht es um wesentlich mehr als die Nachfolge des zuletzt unglücklich agierenden Niederösterreichers Leopold Maderthaner. Es geht auch um mehr als die Frage, ob mit Christoph Leitl eher ein Reformer, oder mit Günter Puttinger eher ein System-Erhalter antritt. Auch die Frage, ob es der mittelständisch dominierten Kammer gut tut, wenn ihr Präsident aus der Industrie kommt, oder ob nicht einer aus dem Gewerbe besser wäre, verblaßt vor den Problemen, vor denen die Wirtschaftskammer künftig stehen wird.

Damit sind nicht die finanziellen gemeint. Mit einer Senkung der Beiträge wird man die großen Zahler ruhigstellen können. Was aber, und das ist die entscheidende Frage, ist die zukünftige Rolle der Wirtschaftskammer? Die einer reinen Serviceorganisation? Dann wird die Pflichtmitgliedschaft noch heftiger in Frage gestellt werden. Oder stellt die Wirtschaftskammer wie in der Vergangenheit den Mitgestaltungsanspruch in der Republik? Dann wird sich der neue Kammerpräsident rasch etwas einfallen lassen müssen!

Denn: Die Wirtschaftskammer (freilich auch die Arbeiterkammer und der ÖGB) hat gewaltig an politischer Bedeutung verloren. Gegen das Votum von Bundeswirtschaftskammerpräsident Rudolf Sallinger war kein Wirtschaftsgesetz durchzubringen. Auch nicht von der damaligen SPÖ-Alleinregierung. Leopold Maderthaner kann heute (was nicht an seiner Person liegt!) nicht einmal mehr die eigene Partei aufhalten.

Der wirtschaftliche Wandel vollzieht sich heute so schnell, daß die Organisationsstruktur der Kammer, der vielgepriesene interne Interessensausgleich, nicht mehr mitkommen. Die Telecoms aller Länder steigen heute schneller in neue Geschäftsfelder ein als die Kammer entscheiden kann, zu welcher Sektion sie nun eigentlich gehören. Wie auch die politischen Instanzen, werden heute auch die Berufsvertretungen vor vollendete Tatsachen gestellt und verlieren an Bedeutung.

Man ist geneigt zu fragen: Warum wollen sich Christoph Leitl und Günter Puttinger das eigentlich antun?

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