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Besonnen, ruhig, profund: ein angenehmer Kontrapunkt

Koalition der Willigen Mit falschen Gewichten Von Rudolf Mitlöhner Nr. 7 bzw. 6, Seite 1

Ihr aktueller Leitartikel sowie jener der letzten Ausgabe beweisen abermals, dass Sie nicht zu Unrecht zu den "weisesten Leitartiklern Österreichs" (A. Unterberger) zählen. Die besonnenen, ruhigen, profunden Analysen sind ein angenehmer und wertvoller Kontrapunkt zur sonst vorherrschenden medialen Polarisierung.

Rainer Allitsch via Mail

Wider das Politikerbashing - und: erregt gegen die Erregung

Leb' wohl! Fokus Nr. 6, Seite 3-7 und Misstrauen isst Politik auf Von Heinz Nußbaumer Nr. 6, Seite 2 Mit falschen Gewichten

In zeitlichem Verzug ein großes Lob zum Thema "Leb' wohl!" Eine tief empfundene Freude hat mir auch der Beitrag von Herausgeber Heinz Nußbaumer "und Misstrauen isst Politik auf" bereitet. Der Artikel tat und tut so gut bei der alltäglich üblichen Politikerbeschimpfung, an der sich auch Chefredakteur Mitlöhner ziemlich fleißig beteiligt, wenn er z. B. von "tiefsitzender Orientierungslosigkeit der politischen und medialen Eliten" schreibt. An der von ihm beklagten "Erregungsdemokratie" nimmt er damit meines Erachtens ebenso teil. Im Nachhinein besserwisserisch zu tun, als ob er im Vorhinein gewusst hätte, was uns hinsichtlich der sogenannten Flüchtlingskrise erwartet, um ein "Hin und Her" auszuschließen, empfinde ich als unfair und zur Erregungsdemokratie passend. Ich schätze an der FURCHE gerade den Unterschied zum -von ihm gern (zu Recht) ein wenig spöttisch so genannten -"Boulevard": dass im Allgemeinen wenig Negatives und der breiten Masse Gefälliges zu lesen ist. Und darum sind Beiträge wie der von Nußbaumer so wohltuend!

Franz Wibmer

9905 Gaimberg

Links überholen funktioniert nur im öffentlichen Verkehr

"Hier geht es um die Würde von Menschen" Nr. 7, Seite 10/11

So hochrangig die Diskussion über das Konzept "Grundeinkommen" bestritten wurde, so sehr musste man sich wundern, dass die nächstliegenden Fragen dabei nicht zur Sprache kamen (zumindest nicht expressis verbis). Die Idee eines sozusagen staatlich garantierten Grundeinkommens -also eines solchen, das jedem ohne weitere Vorbedingungen zustünde -müsste auch dann noch anwendbar sein, wenn alle Anspruchsberechtigten darauf Anspruch erheben würden, dabei aber einem Erwerb gar nicht mehr nachgehen möchten: Wie soll das finanziell funktionieren? Ein Konzept, das nicht schlechterdings verallgemeinert werden kann, führt sich juristisch schon von vornherein ad absurdum, um es nicht als geradezu lächerlich abzutun. Des weiteren wird argumentiert, dass man damit die einkommensmäßig durch den Rost fallenden Frauen (Hausfrauen, Angehörige mit Pflegeaufgaben usw.) einkommensmäßig absichern könnte. Das ist nichts anderes als eine Vermischung von Einkommenstiteln: Dass diesen Frauen ein Einkommen zustünde, ist klar; es sollte aber in jenen Segmenten des Sozialstaates abgehandelt werden, wo es darum geht, dass Leistungen erbracht, aber nicht ausreichend oder gar überhaupt nicht abgegolten werden. Gerade das aber wollen die Vertreter des Grundeinkommens doch entkoppeln: Menschenwürde ohne Rücksicht auf ein Engagement im gesellschaftlichen Leistungskontext. Die betreffenden Frauen würden das Grundeinkommen sicher nicht verweigern, hättten aber wohl nach wie vor das Gefühl, dass ihre Leistung eben damit genau nicht abgegolten wird. Viele weitere Fragen, die nicht viel weniger brisant wären, blieben überhaupt "außen vor", zum Beispiel: Wie ist es mit den Kindern? Wer wäre im neuen Immigrationskontext anspruchsberechtigt? Gäbe es auch zu Unrecht bezogenes Einkommen dieser Art? Das ganze Gebäude "Grundeinkommen" steht also auf wackligem Fundament, und es lässt sich leicht prognostizieren, dass die arbeitende Bevölkerung einmal mehr das Gefühl hätte, dass sie links überholt werden soll. Das funktioniert im öffentlichen Verkehr im Allgemeinen gut, könnte aber jenseits davon angesichts eines sowieso schon ziemlich entwickelten Sozialstaates zu unerfreulichen Zusammenstößen führen, vielleicht gar nicht so sehr ideologischer Art als getragen von spontanem Bürger-Unmut.

Dr. Alfred Franz 1160 Wien

Einseitiger Blick des Westens auf polnische Regierung

"Es scheint, als gäbe es zwei Nationen" Von Tobias Müller Nr. 7, Seite 8/9

Als langjähriger Abonnent möchte ich mit einem großen Lob für die Leitartikel von Rudolf Mitlöhner beginnen. Ich kenne keine Beiträge in anderen Medien, die auf so hervorragend überlegte und formulierte Weise den Zeitgeist hinterfragen und neue Blickwinkel eröffnen - etwa bei der Flüchtlingsthematik. Diese Ausgewogenheit vermisse ich allerdings in der Berichterstattung zur derzeitigen Situation in Polen. Solche Einseitigkeit bin ich ja schon von vielen Medien gewohnt -dass auch eine Qualitätszeitung wie die FURCHE hier so kritiklos dem Mainstream huldigt, schmerzt allerdings sehr. Der Autor bauscht hier einige Randereignisse (50 Demonstranten!) zu einem Allgemeinzustand Polens auf. Wenn dagegen in den letzten Jahren Hunderttausende gegen die damalige Regierung demonstrierten, hörte man in westlichen Medien nichts. Ich habe 1980/81 ein Jahr in Polen an der Katholischen Universität Lublin, der einzigen freien Universität des damaligen Ostblocks, Theologie studiert. Seit damals habe ich intensiven Kontakt mit Menschen in Polen. Alle Regierungen Polens seit 1989 waren damit beschäftigt, die Leichen im eigenen Keller vor der Entdeckung zu hüten: Verbrechen aus der Zeit des Kommunismus -viele Ex-Kommunisten haben sofort den Anzug gewechselt, haben ihr Insiderwissen benützt, um sich zu bereichern und wieder wichtige Positionen in Wirtschaft und Politik einzunehmen; und Tätigkeiten als Spitzel und Kollaborateure -was jetzt über Lech Walesa bekannt wird, ist nur die Spitze des Eisbergs und war für den echten Widerstand schon seit mehr als 20 Jahren klar, spätestens seit er als Staatspräsident in einer Nacht-und Nebelaktion ein Gesetz verhinderte, das Ex-Kommunisten und -Kollaborateure zur Rechenschaft ziehen sollte. Außerdem waren viele Politiker hauptsächlich daran interessiert, diese Funktionen für ihre persönlichen Vorteile zu nutzen. Das trifft natürlich auch auf die zwei Legislaturperioden der Vorgängerregierung unter der PO zu. Was die Hauptvorwürfe gegen die jetzige Regierungspartei PiS betrifft: In den acht Jahren der PO-Regierung wurden etwa 500 Journalisten aus verschiedenen Medien "entfernt", eben weil sie keine regierungskonforme Meinung vertraten. Das erfolgte still und heimlich, nach und nach, nicht registriert vom Westen. Ebenfalls hat die PO oftmals Verfassungsbrüche begangen, von der EU nicht bemerkt oder aber toleriert. Das alles bedeutet nicht, dass die jetzige Regierung alles gut macht -obwohl ich sie grundsätzlich für gut halte, weil wohl die meisten Mitglieder integer sind - aber sie handelt zumindest nicht schlechter als die Vorgänger-oder westliche Regierungen. Die Vorwürfe gehen in erster Linie auf die Verlierer und Menschen mit anderer Weltanschauung zurück, was ja auch bis zu einem gewissen Grad normal ist in einer demokratisch-pluralistischen Gesellschaft. Nicht normal ist allerdings, dass der westliche Mainstream nur diese Positionen übernimmt. Interessant war ja auch, dass im Europaparlament keine konkreten Vorwürfe vorgebracht werden konnten, als Premierministerin Szydlo Rede und Antwort stehen sollte.

Erich Prigl via Mail

bitte an leserbriefe@furche.at |

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