Lücken in der Vorsorge für Kinder

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Von der achten Schwangerschaftswoche der Muter bis zum fünften Lebensjahr wird jedes Kind regelmäßig untersucht: Mit dem Mutter-Kind-Passes werden die altersgemäße Entwicklung überwacht, Krankheiten können vorzeitig erkannt werden. Ab dem fünften Lebensjahr klafft eine eine Lücke in der Vorsorge: "Wir haben gesunde Säuglinge, herzige Kinder - und dann plötzlich rauchende, komasaufende Jugendliche“, sagte Reinhold Kerbl, Präsident der Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde bei den Alpbacher Gesundheitsgesprächen. Er fordert, den Mutter-Kind-Pass bis in das Schulalter zu erweitern. Dafür gibt es reichlich Gründe: Einer WHO-Studie über das Gesundheitsverhalten der Schülerinnen und Schüler zufolge isst mehr als die Hälfte der Schüler nicht täglich Obst oder Gemüse. Lediglich ein Fünftel von ihnen betreibt die täglich empfohlenen 60 Minuten Sport. Außerdem nehmen rund 25 Prozent der Schülerinnen und Schüler zwischen elf und siebzehn Jahren regelmäßig Medikamente ein, vor allem gegen Kopfschmerzen.

Auch darin liegt ein Problem: Bis zu 90 Prozent der Arzneimittel sind nicht auf Kindertauglichkeit geprüft, sagt Kerbl. Viele Medikamente werden derzeit von Ärzten "off label“ eingesetzt, also ohne spezielle Zulassung für Kinder. Jene Dosis, die für Erwachsenen vorgesehen ist, werde auf Größe und Gewicht des Kindes reduziert. Der Stoffwechsel eines Kindes unterscheidet sich aber von dem eines Erwachsenen. Zu geringe Wirksamkeit, Überdosierung und unerwartete Nebenwirkungen können vorkommen. Darauf hat die EU reagiert: Wird heute ein Medikament neu zugelassen, muss die Wirkung an Kindern getestet werden. Noch bestehen in Österreich kaum Möglichkeiten, Arzneimittelstudien an Kindern vorzunehmen. Gemeinsam mit dem Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs - kurz Pharmig - hat das Gesundheitsministerium ein Forschungsnetzwerk initiiert, das solche Studien koordinieren und betreiben wird. Gesundheitsministerium und Pharmig stellen in den nächsten fünf Jahren im Rahmen einer Public-Private-Partnership je 750.000 Euro zur Verfügung. Die Beträge sind fix zugesagt, doch nach dieser Zeitspanne soll sich das Netzwerk selbst tragen. (sto)

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