Mahnwache im Schnee: Recht für Omofuma

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Der Himmel schien romantischer gestimmt als es der Anlass gebot. Bei dichtem Schneetreiben versammelten sich vergangenen Montag rund zehn Aktivisten des "Nigerianischen Vereins" und der "Plattform für eine Welt ohne Rassismus" vor dem Innenministerium in der Wiener Herrengasse und gemahnten jenes Ereignisses, das vor knapp drei Jahren Österreichs Abschiebepraxis in schiefes Licht tauchte und eine hunderttägige Mahnwache nach sich zog. Am 1. Mai 1999 war der nigerianische Schubhäftling Marcus Omofuma auf dem Flug nach Sofia unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen. Hatte das Verkleben des Mundes, wie es die drei begleitenden Fremdenpolizisten praktizierten, zum qualvollen Erstickungstod des 25-Jährigen geführt? Oder war eine Herzschwäche schuld an Omofumas Tod? Die Gutachter waren uneins: Während der Wiener Gerichtsmediziner Christian Reiter die zweite Variante für wahrscheinlich hielt, bestätigten sein bulgarischer Kollege Stojcho Radanov, der die Leiche als erster untersucht hatte, und der deutsche Bernd Brinkmann den Tod durch Ersticken. Erst jüngst stellte der Unabhängige Verwaltungssenat fest, dass das Vorgehen der Fremdenpolizisten "rechtswidrig" war. Die Schuldfrage ist damit freilich noch nicht geklärt.

Ab 4. März kommt nun der "Fall Omofuma" vor Gericht: Die drei - nicht mehr suspendierten - Polizisten müssen sich vor einem Korneuburger Schöffensenat verantworten. Je nachdem, welchem Gutachten man glaubt, reicht die Palette möglicher Urteile von Freispruch bis zu "vorsätzlichem Quälen mit Todesfolge". Sogar eine Mordanklage sei möglich, so Rechtsanwalt Georg Zanger, der Marcus Omofumas Tochter vertritt. Auch für politische Spannung ist gesorgt: So werden die Ex-Innenminister Franz Löschnak, Caspar Einem und Karl Schlögl (alle SP) nach Krone-Berichten als Zeugen fungieren. "Wir werden den Prozess jedenfalls dokumentieren", stellte der Sprecher der Aktivisten in der verschneiten Herrengasse, Andreas Görg, in Aussicht. DH

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