Maschinen und Geräte in einem Netzwerk nutzen

19451960198020002020

Sparsamer mit Ressourcen umgehen. Das wollen viele. Aber wie setzt man das praktisch um? Im folgenden ein Beispiel für Güter-Sharing.

19451960198020002020

Sparsamer mit Ressourcen umgehen. Das wollen viele. Aber wie setzt man das praktisch um? Im folgenden ein Beispiel für Güter-Sharing.

Werbung
Werbung
Werbung

Der Verein "Ökostadt Rhein-Neckar" wurde 1993 gegründet, um Ideen und Maßnahmen zu fördern, die im privaten und öffentlichen Leben zur Einsparung von Energie und Rohstoffen, zur Verringerung des Müllaufkommens und allgemein zur Reduktion von Umweltschäden einen Beitrag leisten. In erster Linie betreibt der Verein eine regionale "Car-Sharing-Zentrale", doch schon von Beginn an wurden auch andere Gebrauchsgüter unter den Vereinsmitgliedern gegen eine geringe Abnützungsgebühr verliehen.

Anfänglich wurde dieses Angebot des Vereins vornehmlich über bereits bestehende private Kontakte der Mitglieder organisiert. Verhältnismäßig teure, aber selten gebrauchte Dinge wurden aus ökologischen aber auch finanziellen Motiven im Bekanntenkreis zur Verfügung gestellt.

Während sich die gemeinsam genützten Fahrzeuge im Besitz des Vereins befinden, handelt es sich bei allen anderen Gebrauchgütern um private Gegenstände.

Im Lauf der Zeit wurden einige Regeln entwickelt, die die Abwicklung der einzelnen Verleih-Aktionen für die Beteiligten vereinfachen. Der Verein fungiert nur als Vermittlungsstelle. Alle zur Aufrechterhaltung des Modells notwendigen Arbeiten (Aktualisierung des Katalogs, Information der Mitglieder ...) wurden bisher von ehrenamtlichen Mitarbeitern durchgeführt.

Aus Sicht der einzelnen Teilnehmer funktioniert das Konsumgüter-Sharing folgendermaßen: * Der gewünschte Gegenstand wird aus dem Katalog ausgewählt.

* Der Anbieter wird angerufen, es ist abzuklären, wie und wann die Nutzung erfolgen kann. Bereits bei diesem ersten Kontakt wird in der Regel die fällige Gebühr vereinbart. Die entsprechenden Angaben im Katalog sind als Richtwert für eine kurze Nutzungsdauer zu verstehen.

* Bei Abholung des Gegenstandes sollte eine kurze Einführung in die Handhabung erfolgen und auf mögliche Gefahren oder Schwiergigkeiten hingewiesen werden.

* Sinnvoll kann ein Funktionstest vor der Ausleihe sein, eventuell vorhandene Mängel sollten notiert werden.

* Der Kurzvertrag wird abgeschlossen, die Gebühr im voraus entrichtet, gegebenenfalls eine Kaution hinterlegt.

* Die Rückgabe erfolgt termingerecht, möglichst wiederum mit Funktionstest oder Zustandskontrolle. Jede Person, die mitmachen möchte, muß auch selbst zumindest ein Gerät oder einen Gebrauchsgegenstand anbieten. Der Verein erstellt und aktualisiert einen Katalog, in dem das gesamte zur Verfügung stehende Angebot enthalten ist. Alle Teilnehmer zahlen einen geringen jährlichen Spesenbeitrag.

Welche soziale Innovationen bringt nun das Projekt? Das Verborgen von Alltagsgegenständen, wie etwa ungewöhnlichen Werkzeugen, ist sicherlich keine soziale Innovation im engeren Sinn. Diese Form von Freundschaftsdienst oder Nachbarschaftshilfe ist weit verbreitet. Erst dadurch, daß die Verleihaktivitäten zentral verwaltet werden, die einzelne Verleihaktion mit einem Vertrag für beide Seiten abgesichert wird und eine geringe Benützungsgebühr eingeführt wurde, erhält das Projekt Konsumgüter-Sharing seinen innovativen Charakter.

Großes Angebot Es handelt sich um eine Kombination aus neuer Dienstleistung, Vernetzung von Haushalten und einer neuen Organisationsform. Ein Vorteil des Projekts besteht darin, daß, im Vergleich zum engeren Freundeskreis, ein wesentlich größeres Angebot an Konsumgütern zur Verfügung steht und so tatsächlich ein ressourcenschonender Effekt eintreten kann.

Im Katalog der Vereins werden zurzeit knapp 190 verschiedene Artikel angeboten; die Liste reicht von Büromaschinen über Haushalts- und Gartengeräten bis hin zu Spezialwerkzeugen. Etwa 70 Personen nützen das Angebot regelmäßig.

Das für das Funktionieren des Projekts notwendige gegenseitige Vertrauen der Teilnehmer wird wesentlich dadurch erzeugt, daß alle Beteiligten auch selbst zumindest einen Artikel zur Verfügung stellen. Mit dem Projekt Konsumgüter-Sharing wird auch ein soziales Netzwerk Gleichgesinnter aufgebaut, das in seiner Bedeutung weit über die ursprüngliche Intention hinausgeht. So wird die traditionelle Form der Nachbarschaftshilfe für eine städtisch geprägte, mobile Gesellschaft praktikabel.

Aus: "Soziale Innovationen für eine nachhaltige Entwicklung" - ist eine vom Bundesministierum für Wissenschaft und Verkehr geförderte Untersuchung. Näheres siehe Homepage: www.municipia.at. Zwei weitere Projekte siehe Furche 5/2000.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung