Wohlstand

Über Wohlstand und Armut: "Mehr Gerechtigkeit und weniger Ideologie"

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Wie kann Wohlstand gerechter verteilt werden? Wem nützen die Gewinne der großen Unternehmen? Darüber diskutieren Markus Marterbauer (Ökonom am Institut für Wirtschaftsforschung) und Christian Friesl (Leiter der Abteilung Gesellschaftspolitik in der Industriellenvereinigung).

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Wie kann Wohlstand gerechter verteilt werden? Wem nützen die Gewinne der großen Unternehmen? Darüber diskutieren Markus Marterbauer (Ökonom am Institut für Wirtschaftsforschung) und Christian Friesl (Leiter der Abteilung Gesellschaftspolitik in der Industriellenvereinigung).

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DIE FURCHE: Herr Marterbauer, Ihr neuestes Buch, das dieser Tage präsentiert wird, lautet "Wem gehört der Wohlstand?" Wem gehört er denn?

Markus Marterbauer: Das Buch hat zunächst eine analytische Komponente, welche die Vermögensverteilung aufzeigt: Die wenigen Daten, die wir haben, zeigen, dass die Verteilung immer ungleicher wird. Die höheren Einkommen wachsen sehr rasch. Das unterste Fünftel hat aber heute um 20 Prozent weniger Realeinkommen als vor zehn Jahren. Der Titel des Buches hat auch etwas Normatives: Wem soll er gehören? Eine gerechtere Verteilung ist nicht nur aus sozialen Gründen sinnvoll, sondern auch aus wirtschaftlichen. Würden die unteren Schichten ein höheres Einkommen haben, würden wir mehr Wachstum und Beschäftigung haben. Es nützt uns allen, wenn der Wohlstand gerechter verteilt ist.

DIE FURCHE: Müssen Wohlhabende ein schlechtes Gewissen haben?

Marterbauer: Überhaupt nicht. Die Wohlhabenden müssen in einer sozialen Marktwirtschaft nur bereit sein, einen Teil des Wohlstandes mit denen zu teilen, die nicht so glücklich sind. Und in einer sozialen Marktwirtschaft funktioniert das nicht über Trinkgelder, sondern über Steuern.

Christian Friesl: Wohlhabende müssen kein schlechtes Gewissen haben, wenn in einer sozialen Marktwirtschaft das Konzept der Gerechtigkeit stimmt. Der Wohlstand ist nicht automatisch da, sondern er wird gesellschaftlich erarbeitet, von unterschiedlichen Gruppen, die auch unterschiedlich dafür belohnt werden. Es ist nicht so, dass der Wohlstand etwas Vorgegebenes wäre, und er wird dann wie ein Kuchen verteilt. Es geht ja nicht darum, jedem das Gleiche zu geben, sondern jedem das Seine. Um das sicher zu stellen, gibt es einerseits die Sozialpolitik und auf der anderen Seite freiwillige Aktivitäten, von Hilfsorganisationen bis zu Unternehmen.

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