Mehrfrontenkrieg im Drogendschungel

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Nun gehen also die USA das Drogenproblem in Kolumbien an - mit einer seltsamen Mischung aus überwiegend militärischer und zum wesentlich kleineren Teil sozialer "Hilfe". Bill Clinton wird damit aber vermutlich ebensowenig Langzeiterfolge erzielen wie schon vor Jahren George Bush in Bolivien und Peru - wahrscheinlicher ist nur wieder eine Zerschlagung der großen Produzentenkartelle, eine Verlagerung in kleinere Einheiten, und eine Verdrängung in den Untergrund: in Bürgerkriegsregionen, die für Polizei und Militär kaum zugänglich sind, in neue unwegsame und unkontrollierbare Anbaugebiete - auch in anderen Ländern Lateinamerikas.

Auch die bisherigen Initiativen der UNO - die zumindest nicht auf politische und militärische Einmischung und Erpressung, sondern Wirtschafts-und Entwicklungshilfe setzen - sind kaum von Erfolg gekrönt: kaum hat man etwa den pakistanischen Bauern Anbaualternativen schmackhaft gemacht, übernimmt Afghanistan die Hauptproduzentenrolle.

Aber abgesehen davon : sind Kokain und Heroin heute wirklich die Hauptprobleme? Wächst das Bedrohungspotential für unsere Jugend auf Hanf-, Koka- und Mohnfeldern in Entwicklungs-und Schwellenländern in der großen weiten Welt, oder in west-und osteuropäischen Küchen- und Kellerlabors?

Die "Partypille" Ecstasy hat den "konventionellen Drogen" zumindest in der Jugendszene längst den Rang abgelaufen. Sie kann mit einfachsten Chemiekenntnissen aus frei erhältlichen Substanzen hergestellt (und beliebig und brandgefährlich "gepantscht") werden, sie ist billig in der Produktion und trotz enormer Handelsspannen auch für die Konsumenten. Und vor allem: sie ist nicht annähernd so stigmatisiert und tabuisiert wie andere Drogen.

Ecstasy bringt man nicht mit den schlimmen Bildern von abgewrackten Junkies an der Nadel in Verbindung, sondern man assoziiert ausgelassene Junge beim "Abtanzen"...

Von denen, die nach dem Rave aufgrund von Erschöpfung, Flüssigkeitsverlust und - immer häufiger - schweren Vergiftungen zusammen-brechen, spricht man erst seitkurzem. Den Kampf gegen diesynthetischen Drogen wird manjedenfalls nur auf der Ebene "psychologischer Kriegsführung" angehen können: und es wird nicht leicht sein, in unserem fröhlichen Wein-und Bierland den Jugendlichen das Ideal einer suchtfreien Gesellschaft nahezubringen ...

Die Autorin ist Professorin für Gesellschaftspolitik an der Universität Linz.

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