Millenniumsgeschenke mit kleinen Mängeln

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Natürlich ist die Warterei auf eine neue, funktionsfähige und dauerhafte Regierung langsam zermürbend. Und wenn man sich ansieht, was die "alte", jetzt nur mehr provisorische Koalition doch zustande gebracht hat, könnte man geradezu nostalgisch werden.

Die Arbeitslosigkeit ist im EU-Vergleich ebenso erfreulich niedrig wie die Preise für viele Konsumgüter, die Steuerreform wird die Arbeitnehmer ab Beginn des Jahres 2000 entlasten, und auch für dieFamilien ist einiges "drin": nicht der großzügige Scheck, aber docheine Erhöhung des Kinderabsetzbetrages der Familienbeihilfe und des Mehrkinderzuschlages, eine flexiblere Karenzzeitregelung für Mütter und Väter, und eine bessere Pensionsabsicherung von Frauen durch eine angehobene Bemessungsgrundlage für Kindererziehungszeiten. Auch die materiellen Belastungen von ungewollt kinderlosen Paaren werden durch Teilkostenübernahme der künstlichen Befruchtung gemindert. Und je nach Bundesland gibt es zusätzliche Familienbeihilfen bzw. Ermäßigungen, etwa im Freizeit-, Kultur- und Sportbereich.

Soviel "Familiensinn" seitens der Politik hat selbstverständlich gute Gründe. Untersuchungen zeigen, daß die Österreicher und Österreicherinnen den Wert "Familie" zwar hoch schätzen, aber immer weniger umsetzen. Die Familiengründung erfolgt immer später, und die Kluft zwischen "gewünschter Kinderzahl" und realem Nachwuchs wird ständig breiter. Kinder werden als Karrierehemmschuh, freizeitdezimierend und materiell belastend empfunden.

Daß bei allen aufgezählten Wohltaten das Karenzgeld nahezu eingefroren wurde, ist kein besonders motivierendes Signal. Da hilft es auch nichts, wenn das neue Eherechtsgesetz den Hausfrauen Anspruch auf 33 Prozent des Einkommens des Gatten einräumt. Bei zwei Kindern sind es dann schon nur mehr 25 Prozent, und die tatsächlich einzuklagen, wird von der aufrechten Ehe schnell zu Scheidung führen. Und obwohl hier die Rechtsposition der Frauen gestärkt wird - familienpolitisch wünschenswert sind schon die derzeit fast 40 Prozent geschiedener Ehen nicht. Vor allem nicht für die betroffenen Kinder.

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