„Missbrauchen Frauen diese Macht?“

Werbung
Werbung
Werbung

Während ÖVP und FPÖ gegen die Rezeptbefreiung auftreten, sprechen sich SPÖ und die Grünen dafür aus.

Das Gesundheitsministerium habe mit der Rezeptfreistellung „eine langjährige Forderung von Frauenpolitikerinnen erfüllt“, kommentiert SP-Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek die Maßnahme ihres Parteikollegen Alois Stöger. Sie erhofft sich, dass es künftig zu weniger unerwünschten Schwangerschaften kommt. ÖVP-Familiensprecherin Ridi Steibl warnt hingegen vor dem leichtfertigen Gebrauch der „Hormonbombe“ und bezeichnet die rezeptfreie Abgabe als „falsch“. Schon unter früheren ÖVP-Gesundheitsministerinnen – Andrea Kdolsky und Maria Rauch-Kallat – wurde eine Rezeptbefreiung stets abgelehnt.

Auch die Ärztekammer unter Leitung von Ärztekammerpräsident Walter Dorner spricht sich gegen die Rezeptbefreiung aus. Die Pille danach enthalte eine mehrfach höhere Hormondosis als die herkömmliche Pille, hieß es von der Ärztekammer. Ärzte sorgen sich zudem, dass keine Kontrolle über die Anwendung und den medizinischen Verlauf gegeben ist.

„Frauen nicht alleine lassen“

Christian Fiala, Frauenarzt und Leiter des Gynmed Ambulatoriums für Schwangerschaftsabbrüche, entgegnet, dass in der Schwangerschaft vom weiblichen Körper viel höhere Dosen des Gelbkörperhormons produziert würden, als die Pille danach beinhalte. Der Wirkstoff Levonorgestrel sei eines der am besten untersuchten Präparate mit guter Verträglichkeit ohne Kontraindikationen.

Für Gerhard Hochmaier, Bundessprecher der Fachgruppe Gynäkologie und Geburtshilfe in der Ärztekammer, geht es vor allem darum, Frauen in krisenhaften Situationen nicht alleine zu lassen. Es mangle auch an Information, vor allem bei jungen Frauen. Zum Vorwurf, es gehe den Ärzten nur um die Bewahrung ihrer Interessen, meint Hochmaier fassungslos: „Was immer wir sagen, es heißt, es gehe uns nur ums Geld.“

Mit heftiger Kritik reagiert naturgemäß die katholische Kirche. „Familien-Bischof“ Klaus Küng fürchtet, dass vor allem junge Mädchen bedenkenloser zu dieser Pille greifen würden. Die Pille danach könne auch frühabtreibend sein.

Das Frauengesundheitszentrum in Graz spricht sich dafür aus: Verhütungspannen seien Teil des Lebens von Paaren, so Geschäftsführerin Sylvia Groth. Zum Vorwurf, die Rezeptbefreiung könnte zu Missbrauch führen, gibt sie zu bedenken: Immer wenn Frauen mehr Kontrolle über ihre Fruchtbarkeit und damit über ihre Lebensmöglichkeiten gewinnen und in die Lage kommen, selbst zu entscheiden, heißt es von Seiten der Gesellschaft: Missbraucht sie diese Macht?“ (bog)

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung