Mission: Auf Sendung sein

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Die Leidenschaft für Gott mit der Leidenschaft für gelungene Kommunikation verbinden

Hey du da im Radio, du musst ja ziemlich klein sein. Hey du da im Radio, wie kommst denn du da rein?" Der nicht mehr ganz taufrische Schlager, aus dem dieser originelle Gedanke stammt, thematisiert eine mittlerweile zur Alltäglichkeit und zur Selbstverständlichkeit gewordene Tatsache: Dass aus einem so kleinen Gerät wie dem Radio, so großartige, so wichtige, aber auch unterhaltende und informierende Dinge herauskommen können.

Ein Radiogerät und der zum Betrieb nötige Radiosender - alltäglich und selbstverständlich? Nicht überall, dass zeigte das Referat des liberianischen Erzbischofs Michael Kpakala Francis bei der internationalen ökumenischen Missionsstudientagung Anfang dieses Monats in Mödling-St. Gabriel. Obwohl in den ländlichen Gegenden Liberias das Radio die einzige Möglichkeit ist, Kontakt zur Außenwelt aufrecht zu halten, gibt es noch Dorfgemeinschaften, die sich um ein Gerät scharen müssen, berichtete Francis, der seit 1981 einen eigenen Radiosender in Liberias Hauptstadt Monrovia betreibt. Dieser wurde im Verlauf des liberianischen Bürgerkriegs öfters aufs heftigste attackiert und von den unterschiedlichen Regierungen, Militärs und War-Lords mehrmals geschlossen. Doch die Unterbrechungen waren nie von langer Dauer, ist der Erzbischof stolz, auch nicht als 1996 - ein Jahr vor dem Ende des Bürgerkriegs - die gesamte Sendeanlage von den Rebellen niedergebrannt wurde. Francis: "Mit Tränen in den Augen musste ich über meine brennende Radiostation fliegen. Aber schon zwei Wochen später war ich wieder in Monrovia zurück, um für mein Radio zu kämpfen."

500.000 hören zu

Warum dieser Einsatz, was wollen Francis und seine Mitarbeiter mit ihrem Rundfunk, der eine Zeit lang sogar die einzige katholische Radiostation südlich der Sahara war, erreichen? "Wir haben die Absicht, die negative Lebenseinstellung der Menschen in unserem Land nach so vielen Jahren der Unruhe, des Bürgerkriegs mit seinen Kindersoldaten und dem Terror, zu verändern", gibt der Erzbischof zur Antwort. Dieses Radio will Sprachrohr für die Wünsche, Ängste und Nöte der Menschen Liberias sein. 15 Prozent des 17-stündigen Programms am Tag sind religiösen Themen gewidmet, der Rest entfällt auf Nachrichten, Unterhaltung, medizische Erziehung und Musik. Und das Angebot wird angenommen. Der absolute Quotenhit ist die wöchentliche Radiomesse am Sonntag, die der Erzbischof selbst zelebriert: 500.000 Zuhörer seien dabei die Regel, verrät Francis - mit einem kleinen Seitenhieb auf Bischöfe in europäischen Diözesen, die in ihren Domkirchen mit weitaus weniger Gottesdienstbesuchern die Messe feiern - den Teilnehmern der Studientagung im Bildungshaus St. Gabriel.

"Auf Sendung sein. Mission - Kommunikation - Medien" lautete das Thema der einwöchigen Veranstaltung. Davor aber, Mission als Propaganda und nicht als Kommunikation anzusehen, warnte bei einer Podiumsdiskussion im Laufe der Studientagung der Wiener Publizistikprofessor Thomas Bauer. Mission müsse Dialog sein und sich nicht nur auf Informationsverteilung beschränken, mahnte der Kommunikationswissenschafter ein, denn gelungene Kommunikation ist nicht nur ein Geben, sondern auch ein Empfangen: "Wer behält, verliert - wer gibt, gewinnt." Ähnlich argumentierte in der Diskussion auch die ORF-Journalistin Mathilde Schwabeneder als sie feststellte, dass die Figur des "weißen Vaters", der den "Eingeborenen" alles erklärt, zeigt und schenkt sicher nicht mehr funktioniert.

Franz Weber, Missionswissenschafter an der Theologischen Fakultät in Innsbruck, beklagte das negative, schwarze Bild, das in unseren Breiten von Afrika medial vermittelt wird. Gerade aber auf diesem Kontinent in der Mission Tätige könnten auch von sehr vielen positiven Zuständen und Aufbrüchen berichten. Außerdem würde der verstärkte Blick auf die Weltkirche "unsere schwer atmenden abendländischen Kirchenlungen mit frischer Luft füllen".

Leidenschaft fürs Radio

Doch noch einmal zurück zum Radio: "Motorradfahren ist eine Leidenschaft - Radiomachen sollte ebenfalls eine sein oder zu einer werden, vor allem dann, wenn es um das schwierige heikle und umstrittene Thema Religion geht", begann der ORF-Radiojournalist Johannes Kaup - in Motorradkluft gekleidet und mit Helm über dem Kopf - eindrucksvoll sein Referat, in dem er über die Grundlagen religiöser Kommunikation anhand des Beispiels der Ö1-Religionssendung Logos nachdachte: "Logos will die radiophone Agora einer intellektuell redlichen Auseinandersetzung mit Glaubens- und Zeitfragen sein. Logos bietet die religiös-existenzielle Information, die zu dieser Auseinandersetzung nötig ist. Logos schlägt also glaubenden und Nichtglaubenden den Glauben vor." Dabei sieht Kaup - zurückkommend auf seine Motorradleidenschaft - eine Gefährdung religiöser Kommunikation, die auch, aber nicht nur für die Mission besteht: "Man soll auf dem Motorrad fahren wie ein Gott, sich aber nicht mit ihm verwechseln."

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