Mit anderen das Auto teilen

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Wieder Rekorde bei der Zulassung von Neuwagen. Die in Kyoto vereinbarten CO2-Grenzwerte sind bei weiter steigender Motorisierung kaum einzuhalten. Ein Berliner "Car-Sharing-Modell" bietet eine Alternative.

Die Berliner Firma "StattAuto" ist die größte "Car-Sharing"-Organisation in Deutschland und hatte Mitte 1996 3.100 Mitglieder. Das Projekt verdient aus folgenden Gründen Beachtung: * Das Autoteilen ist eine innovative und umweltverträgliche Idee.

* Neue Arbeitsplätze werden geschaffen.

* Mitglieder bestimmen mit.

* Eindämmung des Autoverkehrs, Reduktion des CO2-Ausstoßes, * Bewußterer Einsatz des Autos, * Zusammenarbeit mit Schwesterorganisationen auf nationaler und internationaler Ebene.

Die praktischen Erfahrungen lieferten unter anderem folgende Ergebnisse: * Ein Gemeinschaftswagen ersetzt im Schnitt fünf private Autos.

* Gemeinschaftsautos sind im Schnitt mit zwei Personen besetzt (Privatautos 1,3 bis 1,4).

* Die monatlichen Fixkosten sind im Vergleich zu privaten Autos weit niedriger.

* Der Bedarf an Parkraum ist weit niedriger; private Autos stehen die meiste Zeit leer herum, Gemeinschaftsautos rollen mehr.

Probleme ergaben sich vor allem auf juristischer Ebene, wo es noch einige strittige Punkte zu lösen gibt (zum Beispiel: Versicherung von Mitfahrern, entgeltliche Beförderung von Fahrgästen ...).

Impuls zur Änderung des Lebensstils Zur Frage des Lebensstils: Unser Alltag ist zum Großteil von Routinehandlungen geprägt. Autobesitz und Autoverwendung nehmen dabei einen fixen Platz ein. Persönliche Mobilität wird - aufgrund der entlastenden Funktion von Routinen - vielfach mit Automobilität gleichgesetzt. Personen, die sich dazu entschließen, auf einen eigenen Pkw zu verzichten, ändern weitgehend fixierte Alltagsroutinen und damit zum Teil ihren Lebensstil.Darüberhinaus sind solche Personen dazu bereit, auf den Zusatznutzen des Autos als Statussymbol zu verzichten. Damit fällt auch die persönliche Bezogenheit zum "eigenen Wagen" weg.

Das Automobil verliert seine Vorrangstellung zur Befriedigung von Mobilitätswünschen. Alternativen zum Pkw, wie etwa der öffentliche Verkehr, werden durch die Trennung von Besitz und Verwendung des Automobils deutlich aufgewertet. Da die Inanspruchnahme eines Car-Sharing- Pkw im vorhinein geplant, das heißt ein freies Fahrzeug reserviert werden muß, wird es wesentlich gezielter eingesetzt.

Die Verkehrsmittelwahl wird von diesen Personen in weit größerem Ausmaß von Zweck-Mittel-Überlegungen bestimmt als durch die bloße Verfügbarkeit eines eigenen Autos. Die Automobilverwendung kann außerdem nicht mehr mit den hohen Fixkosten eines privaten Automobils gerechtfertigt werden, denn Kosten entstehen beim Car-Sharing vor allem beim Einsatz der Fahrzeuge.

Personen, die sich an Car-Sharing beteiligen, entwickeln und stabilisieren neue Alltagsroutinen zur Befriedigung individueller Mobilitätswünsche, die Teil eines nachhaltigeren Lebensstils werden. Dauerhafte Verhaltensänderungen können, eine entsprechende Verbreitung vorausgesetzt, weitreichendere Veränderungen, etwa bezüglich der gesamten Verkehrsinfrastruktur, wesentlich mitgestalten.

Aus der Sicht der Teilnehmer funktioniert das Car-Sharing-Prinzip folgendermaßen: Man bucht telefonisch in einer rund um die Uhr besetzten Zentrale das gewünschte Fahrzeug. Vor Antritt der Fahrt müssen die Autoschlüssel am jeweiligen Standplatz des Fahrzeugs, in einem speziellen Tresor abgeholt werden. Die zurückgelegte Strecke wird anhand eines kurzen Berichts, der am Ende jeder Fahrt ausgefüllt wird, abgerechnet.

Der Standplatztresor wird mit einer Mobilcard und einem Schlüssel geöffnet. Die Mobilcard dient mit einer Monatsmarke gleichzeitig als Umweltkarte für den Berliner Verkehrsverbund und kann außerdem zum bargeldlosen Taxifahren benutzt werden. Die "StattAuto"-Teilnehmer können auch Fahrzeuge von anderen Car-Sharing-Organisationen buchen, sofern diese Anbieter Mitglieder beim Europäischen Dachverband (European Car-Sharing) sind.

Die beiden Beiträge sind der Homepage: www.municipia.at/sine entnommen. Auf ihr sind weitere einschlägige Informationen zu finden.

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