Mit Weitblick Richtung Altenteil

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Das staatliche Pensionssystem allein ist längst zu wenig. Rechtzeitige private und betriebliche Vorsorge hilft, die Geldbörse auch jenseits der 65 zu füllen.

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Das staatliche Pensionssystem allein ist längst zu wenig. Rechtzeitige private und betriebliche Vorsorge hilft, die Geldbörse auch jenseits der 65 zu füllen.

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Der kleinen Gruppe mangelt es an Optimismus nicht. Immerhin 13 Prozent von knapp 2000 Befragten zeigten sich im Rahmen einer Umfrage von Fessel-GfK überzeugt: Ja, bis zum Eintritt in meinen wohlverdienten Ruhestand sind die staatlichen Pensionen voll gesichert. Die Scheuklappen des Grüppchens sind offensichtlich dicht, denn die Meldungen über den drohenden Kollaps des praktizierten Umlagesystems überschlagen sich. Allein die demographische Entwicklung ist besorgniserregend: Schon jetzt kommen auf 100 Beitragszahler 60 Pensionisten - Tendenz stark steigend. Angesichts dieser Entwicklungen hat Bundeskanzler Wolfgang Schüssel einen weiteren Schnitt im Pensionssystem angekündigt: Arbeiten bis 65 ist angesagt, um die Krise in den Griff zu bekommen.

Drei Säulen als Ziel Mit nicht weniger Begeisterung wird den Österreichern seit Jahren die private und betriebliche Pensionsvorsorge ans Herz gelegt. Neue Anreize erhofft sich die Regierung auch durch das derzeit heftig diskutierte neue Abfertigungs-Modell (siehe auch Seite 2). Gerade bei der betrieblichen Vorsorge herrscht in Österreich Nachholbedarf, weiß Fritz Janda, Geschäftsführer des Fachverbandes der Pensionskassen Österreichs. "Während in der Schweiz 100 Prozent der Arbeitnehmer über ihren Betrieb versichert sind, sind es bei uns zehn Prozent." Grund für das bescheidene Interesse am Aufbau einer zweiten Säule ist (noch) das vergleichsweise gute Funktionieren der ersten, nämlich des staatlichen Pensionssystems, meint Janda. "Man kommt mit entsprechenden Arbeitsjahren in der Pension auf eine Ersatzrate von bis zu 80 Prozent." Diese Zeiten sind jedoch bald vorbei. Mit jedem Sparvorschlag verstärkt sich auch der Umdenkprozess. Die Sorge der Fraktion Christlicher Gewerkschafter (FCG), wonach etwa die Abfertigung nicht zur Zusatzpension umfunktioniert werden dürfe, kann Janda jedoch nur zum Teil nachvollziehen: "Dass man diese Ansprüche unangetastet lässt, ist eine verständliche Forderung. Aber es sollten zumindest Anreize geschaffen werden, dass man dieses Geld für die Pension verwendet." Mittelfristig könnte jeder dritte Arbeitnehmer davon profitieren, hofft Janda.

Nicht nur die Pensionskassen, sondern auch die Versicherungen wollen mitnaschen am süßen Abfertigungs-Kuchen. Kein Wunder, stehen doch in diesem Fall rund 300.000 heimische Unternehmen vor der Qual der Wahl der besten Finanzierung für fällige Abfertigungssummen. "Hier geht es einfach darum, dass durch die Beteiligung der Versicherungen mehr Druck auf bessere Angebote gemacht wird", wendet sich Klaus Kotek, Marketingleiter von Zürich-Kosmos, gegen eine gesetzliche Beschränkung auf Pensionskassen. Ob durch Kasse oder Versicherung finanziert: sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber profitieren vom Ausbau der betrieblichen Pensionsvorsorge. Zahlt etwa der Arbeitgeber eines Angestellten mit einem Monatsgehalt von 20.000 Schilling den anfallenden Arbeitgeberaufwand von 28.000 Schilling direkt auf ein Lohnkonto, landen dort - abzüglich von Lohnnebenkosten, Sozialversicherung und Lohnsteuer - nur 11.000 Schilling. Zahlt er die Summe jedoch direkt auf ein Pensionskonto, profitiert der Arbeitnehmer, wenn auch später, vom mehr als doppelten Betrag (rund 25.300 Schilling). Versicherungssteuer und Verwaltungsgebühr machen sich hier vergleichsweise billig aus.

Steckt hierzulande die betriebliche Vorsorge noch in den Kinderschuhen, so bescheren private Vorsorgemodelle Österreichs Banken und 40 Lebensversicherern in den letzten Jahren wahre Rekorde. Zum wahren Renner der Assekuranzen hat sich die fondsgebundene Lebensversicherung entwickelt. "Jede dritte bis vierte Lebensversicherung wird als fondsgebundene abgeschlossen", weiß Herbert Schimetschek, Vorstandsvorsitzender der Uniqa Versicherungen. Während die konventionelle Lebensversicherung eine Garantie auf das Kapital und eine fixe Verzinsung von bis zu 3,25 Prozent bietet, sind jedoch bei der fondsgebundenen weder Kapital noch Zinsen garantiert. Der Kunde bekommt also die Schwankungen der Kapitalmärkte zu spüren. Entsprechend wichtig sind eine lange Laufzeit, die Möglichkeit zum Wechseln der Fonds und ein zeitlich variabler Ausstieg, um auf ungünstige Börsenkurse reagieren zu können. Trotz aller Risiken wirft die fondsgebundene Versicherung jedoch auf lange Sicht höhere Erträge ab als Festverzinsliche. Ein langer Atem ist für diese Anlageform jedoch Voraussetzung.

Kann man sich weder mit mageren 3,25 Prozent Zinsen einer klassischen Lebens- oder Rentenversicherung noch mit dem Risiko einer fondsgebundenen Versicherung anfreunden, steht als Mischvariante noch die fondsorientierte zur Auswahl. Ihr Vorteil: Das Kapital ist garantiert, ebenso eine Mindestverzinsung. Ihr Nachteil: Die Gewinnchancen halten sich in Grenzen. Immerhin darf sich der Besitzer über eine Mehrrendite von rund 1,5 Prozent gegenüber der klassischen Version freuen. Welche Versicherung er auch immer wählt, ein Unterschied gegenüber Bankprodukten wie Investmentfonds ist entscheidend: Auch jenseits des hundertsten Lebensjahres ist die Rente gesichert.

Dass Vorsorgen keine Frage des Alters mehr ist, ist nicht neu. So fördert der Staat seit Anfang 2000 die private Vorsorge mit bis zu 1.000 Euro pro Jahr über die so genannte Pensionszusatzversicherung (PZ). War der Zuschuss im ersten Jahr mit 3,5 Prozent noch dürftig, so ist das Angebot mit nunmehr zehn Prozent durchaus attraktiv. Zudem bleibt die Rente lebenslang steuerfrei. Indes entpuppte sich das ambitionierte Unternehmen als veritabler Flop: "Das Problem war von Anfang an der relativ starre Vertrag ohne Rückkaufsmöglichkeit", kritisiert Michael Deleglise von der s-Versicherung. "Aber es war immerhin ein Schritt in die richtige Richtung."

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