Inklusive Pädagogik - Kind, Kinder, Inklusion, Sonderpädagogik, Sozialpädagogik, Integration - © Shutterstock

Modellregionen der inklusiven Pädagogik: Steirische Initiativen und Ängste

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Die Steiermark gilt als Vorreiter bei inklusiver Pädagogik. Neben dem Bewusstsein für das Thema Inklusion bauen sich Ängste auf. "Inklusive Modellregionen" sollen in drei Schritten umgesetzt werden. Sonderschulen sollen nicht mehr gebraucht werden.

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Die Steiermark gilt als Vorreiter bei inklusiver Pädagogik. Neben dem Bewusstsein für das Thema Inklusion bauen sich Ängste auf. "Inklusive Modellregionen" sollen in drei Schritten umgesetzt werden. Sonderschulen sollen nicht mehr gebraucht werden.

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Es war bereits 1985, als in der Steiermark die erste integrative Klasse gestartet wurde, und bis heute gilt das Bundesland als Vorreiter in Sachen Inklusion: 85 Prozent der Kinder, denen ein sonderpädagogischer Förderbedarf (SPF) bescheinigt wurde, besuchen eine Regelschule; in allen Regionen gibt es bereits inklusive Best-Practice-Modelle. Trotzdem gibt es gegen die geplanten "inklusiven Modellregionen" in Graz und Umgebung sowie im Bezirk Voitsberg große Vorbehalte und Ängste. Wie ist das zu erklären?

"Diese Umwandlung ist ein komplexer Prozess, der neben Geduld und Zeit auch viel Information erfordert. Die hat es nicht überall gegeben, möglicherweise ist das der Grund für die Sorgen", meint Sabine Haucinger, steirische Landesschulinspektorin für Inklusive Bildung, Sonderpädagogik, Interkulturalität und Mehrsprachigkeit, zur FURCHE. Es gehe aber nicht darum, "brachial" Sonderschulen zuzusperren, sondern darum, "die pädagogische Qualität und den Support an den Regelschulen so zu heben, dass Sonderschulen möglichst nicht mehr gebraucht werden".

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Diese Entwicklung verläuft laut Haucinger in drei Schritten:

  • Erstens sollen unabhängige pädagogische Beratungszentren eingerichtet werden, die inklusive Regelschulen mit Knowhow und Support-Systemen unterstützen sowie die nötigen Ressourcen steuern.

"Die bisherigen ZIS-Leiter haben ja eine schwierige Doppelrolle: Sie müssen Inklusion vorantreiben und sind zusätzlich Sonderschuldirektoren. Da stellt sich schon die Frage: Wie berate ich die Eltern?", so Haucinger. Dass manche Leiter den Plänen äußerst kritisch gegenüberstehen, kann sie persönlich nachvollziehen, schließlich sei es "schwierig, von jemandem ein Konzept zu verlangen, wie er sich selbst überflüssig macht".

  • Zweitens sind Qualifizierungsmaßnahmen für Pädagogen sowie Schulleiter geplant: Neben der neuen Grundausbildung soll es auch Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen geben. Um die Haltung gegenüber schulischer Vielfalt zu verändern, soll der "Index für Inklusion" flächendeckend in schulischen Entwicklungsplänen verankert werden.

Es geht darum, die pädagogische Qualität und den Support an den Regelschulen so zu heben, dass Sonderschulen möglichst nicht mehr gebraucht werden.

Sabine Haucinger, Landesschulinspektorin
  • Drittens sollen die Ressourcen effizienter und bedarfsorientierter verteilt werden. Dass derzeit vom Bildungsministerium keine zusätzlichen Mittel für die Modellregion versprochen sind, bestätigt Haucinger - "aber man wird sehen, ob zusätzliche Ressourcen nötig sind". Sinnvoll wäre jedenfalls ein Inklusions-Koordinator pro Bundesland.

Klar ist für die Landesschulinspektorin, dass es bei der Vergabe von SPF-Bescheiden eine "Rückbesinnung" darauf geben müsse, für wen sie gedacht seien - nämlich "für Kinder mit Behinderungen bzw. schweren Behinderungen". Auch verhaltensauffälligen, lernschwachen, legasthenen Kindern mittels SPF eine Behinderung zu attestieren, nur um die nötigen Ressourcen zu erhalten, sei der falsche Weg. "Diese Ressourcen müssen aber trotzdem sichergestellt sein", betont Sabine Haucinger.

Damit Kinder mit Behinderung an den inklusiven Regelschulen ein Abschlusszeugnis erhalten können, will man im Schuljahr 2016/17 den Schulversuch "zieldifferenter Volksschul- und NMS-Lehrplan" starten. Statt Noten sollen hier vor allem Portfolios oder Kompetenzraster zum Einsatz kommen.

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