"Museumsreform": Worum es geht

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In der österreichischen Museumslandschaft geht es heiß her. Die Öffentlichkeit beobachtet die Aktivitäten mit nie da gewesenem Interesse. Wer wird das Kunsthistorische Museum nach der Ära Wilfried Seipel leiten? Welchen Platz wird das neue 20er-Haus einnehmen, das von Belvedere-Direktorin Agnes Husslein-Arco zu einem Zentrum für moderne und zeitgenössische Kunst ausgebaut werden soll? Bekommt MUMOK-Direktor Edelbert Köb, wie von ihm vorgeschlagen, ein zusätzliches Gebäude auf der Donauplatte, um ein "MUMOK 21", also ein Museum für das 21. Jahrhundert zu errichten? Sollte der große Tanker KHM in mehrere kleinere Einheiten zerschlagen werden oder wäre es sogar sinnvoll, noch mehr solch großer Museumseinheiten zu bilden?

Die Ausgliederung der Museen vor zehn Jahren scheint, zumindest was öffentliches Interesse und Besucherzahlen betrifft, ein großer Erfolg zu sein. Allerdings wurden auch zahlreiche kritische Stimmen laut: Es gäbe sinnlose Konkurrenz, thematische Beliebigkeit und Konzeptlosigkeit - etwa dreimal Rubens im Jahr 2004 und heuer im Frühjahr dreimal Oskar Kokoschka. Die Häuser hätten kein unverkennbares Profil mehr, da die Direktoren in der Gunst um das Publikum alle Gattungen und Epochen ausstellen würden, egal ob es sich dabei um eine der Kernaufgaben ihres Museums handelt oder nicht - so die Meinung mancher Experten.

Von den Grünen kamen stets die schärfste Kritik und der "kreativste" Vorschlag für eine "vernünftige Neuordnung": Um sinnlose Redundanzen zu vermeiden, sollten die Bundesmuseen in einem Topf geworfen und neu geordnet werden. Die Folge wären weniger Museen, diese hätten aber einen markanten Schwerpunkt, etwa "Kunst um 1900 in Österreich" oder "Moderne und zeitgenössische Kunst bis heute". Lässt sich so ein Vorschlag umsetzen? Wäre er in einer Zeit, in der sich die Kunst längst nicht mehr in Gattungen aufteilt und das Bewusstsein vorherrscht, dass Geschichte und Gegenwart in einem lebendigen Dialog stehen sollen, überhaupt zeitgemäß?

Dass Handlungsbedarf besteht, erkannte schließlich auch das Ministerium und rief im vorigen Sommer eine "Museumspolitische Initiative" ins Leben - in der Öffentlichkeit unter dem Schlagwort "Museumsreform" bekannt. Unter der Leitung von drei Moderatoren - Dieter Bogner, Sabine Breitwieser und Martin Fritz - wurde in den letzten Monaten in Arbeitskreisen mit jeweils bis zu 50 Leuten heftig über die Zukunft der österreichischen Bundesmuseen debattiert. Ergebnisse dieser Diskussionen sollen im Frühsommer in Thesenform an die Öffentlichkeit gebracht werden. Ob Ministerin Schmied und mit ihr die gesamte Regierung in der Folge zu mehr oder weniger großen Veränderungsmaßnahmen greift oder ob der ganze Prozess im Sande verläuft, bleibt abzuwarten.

Informationen:

www.bmukk.gv.at/kultur/museumsreform

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