Neuneue Rechtschreibung

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Im Juli können Sie sich wieder einen neuen Duden kaufen! Auch wenn Sie den alten (falls Sie schon einen neuen alten haben) noch kaum benutzen konnten. Aber Sie können auch warten, denn es ist wieder eine dreijährige Übergangsfrist angesagt bei der deutschen Rechtschreibung - höchste Zeit, immerhin ist sie schon seit August 2005 verbindlich.

Ja, es lassen sich einige Umsätze erzielen im Wörter-und Schulbuchgeschäft, wenn man eine heillos verfahrene Rechtschreibung reformiert und den Murks nach zehn Jahren wieder gegenreformiert. Und man kann Lehrer und Schüler auf Trab halten, damit es nicht zu gemütlich wird in der Schule und jeder glaubt, er kann sich auskennen bei der Rechtschreibung. Aber wo ein Schaden, dort sind auch Gewinner: Jedes Medium kann wieder mit ein paar Tabellerln Überblick suggerieren im neuen Dschungel.

Und vielleicht kippt jetzt auch die langweilige Einheitlichkeit im deutschen Sprachraum: Die Schweiz will ja (zunächst) bei der Reform von 1996 bleiben, und hierzulande fordert der sp-Bildungssprecher einen "österreichischen Sonderweg". Wo kämen wir denn hin, wenn bei uns nicht auch mit der Rechtschreibung Parteipolitik gemacht würde. Eine schwarz dominierte Regierung in Deutschland und Österreich - wenn da nicht eine konservative Verschwörung hinter der Reform-Rücknahme steckt! Vielleicht entdeckt ja Jörg Haider demnächst eine Kärntner Rechtschreibung - wenn er nicht gerade deutschsprachige Ortstafeln verrückt.

Mit allem gebotenen Ernst, mit dem dieses Thema die Gemüter erregt: Die Vorschläge des Rates für deutsche Rechtschreibung sind wirklich vernünftig, im März werden sie wohl beschlossen werden, im Sommer in Kraft treten - dann beginnt die Übergangsfrist. Also: Bis demnächst in diesem Rechtschreib-Theater!

cornelius hell@furche.at

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