Nicht Fisch und nicht Fleisch

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Die 11- bis 14jährigen: schwierige Zeit zwischen Kindheit und Jugend.

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Die 11- bis 14jährigen: schwierige Zeit zwischen Kindheit und Jugend.

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Kinder und Jugendliche: die Unterscheidung scheint klar und allgemein verständlich zu sein. Aber wann findet heute der Übergang von der Kindheit zur Jugend statt? Ab welchem Alter definiert sich die Mehrheit der Heranwachsenden als Jugendlicher? Wie (er)leben sie ihre Welten, und wie bewältigen sie die ihnen jeweils gestellten Herausforderungen? Wie ergeht es ihnen in Familie, Schule und Freizeit, was sind ihre Interessen, und wie verbringen sie ihren Alltag?

Diesen Fragen geht das Buch "ZwischenWelten - Das Leben der 11- bis 14jährigen", herausgegeben vom Österreichischen Institut für Jugendforschung (ÖIJ), auf den Grund. Das ÖIJ ist seit 1960 im Bereich der Jugendforschung und Jugendsoziologie tätig. Mit "ZwischenWelten" setzt das ÖIJ nun nach "trend paket 1" (siehe Furche 51/52, 1997) und "trend paket 2" einen weiteren Schwerpunkt in der Jugendforschung.

In Österreich gibt es rund 380.000 Mädchen und Burschen im Alter zwischen 11- und 14 Jahren. Sie sind keine Kinder mehr, aber auch noch keine Jugendlichen. Es ist eine Zeit des Umbruchs, eine Zeit des Experimentierens und des Suchens nach der eigenen Identität. "Du weißt ja nicht, was Du willst!" lautet ein typischer Vorwurf von Eltern. Die 11- bis 14jährigen gelten in der traditionellen Entwicklungspsychologie oft als besonders schwierig und krisengeschüttelt. Nicht Fisch, nicht Fleisch, Lückekinder, Teens oder Kids: vielfältige Bezeichnungen versuchen dieses (Flegel)Alter zu beschreiben.

"Knapp zwei Drittel der Mütter und Väter sehen ihre Zwölfjährigen und ein Drittel ihrer 13jährigen noch als Kinder und nicht als Jugendliche. Dagegen sehen 66 Prozent der 12jährigen und 84 Prozent der 13jährigen sich selbst schon als Jugendliche", so die Autorinnen Ingrid Kromer, Erziehungswissenschafterin, und Heide Tebbich, Pädagogin, über die Unterschiede der Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung der eigenen Entwicklungsstufe. Konflikte sind damit programmiert: Es geht ums Aufbleiben, Fernsehen, Aufräumen, um Freunde, Schulnoten, Kleidung und laute Musik. Das Buch "ZwischenWelten" will aber mit der Tradition brechen, diese Altersgruppe vorschnell als Problemfall abzustempeln.

"Bis vor ca. vier Jahren fand in Österreich, aber auch in Deutschland, die Altersgruppe der 11- bis 14jährigen in aktuellen Kinder- und Jugendstudien kaum Berücksichtigung, da sich Jugendstudien meist auf Personen ab dem 14. Lebensjahr und Kinderstudien auf Personen bis zum 12. Lebensjahr konzentrierten", so die Autorinnen über den Grund, sich nun mit dieser Altersgruppe auseinanderzusetzen.

Aber nicht nur wissenschaftliche Studien vernachlässigten bisher die "Kids", meinen die Autorinnen weiter: "Die Praxis der Kinder- und Jugendarbeit zeigt, daß diese Altersgruppe aus dem ,schützenden' Raum der Kinderbetreuung entlassen wird, aber gleichzeitig noch nicht in den verschiedenen Jugendfreizeiteinrichtungen willkommen ist. Kids sind für die meisten der angebotenen Spiel- und Sportplätze zu klein oder zu groß. Jugendorganisationen erreichen diese Altersgruppe schwer beziehungsweise klagen über die Schwierigkeit, sie für ihre Gruppe zu gewinnen. Eine gewisse Ratlosigkeit mit dieser Altersgruppe kann beobachtet werden."

Das Buch "trend paket 2" ist die Fortsetzung des bereits vergriffenen Buches "trend paket 1". Kommunikationswissenschafterin Beate Großegger, Jugendsoziologe Bernhard Heinzlmaier und Philosoph Manfred Zentner vom ÖIJ beschäftigen sich im zweiten Teil mit den Themen "Mediaworld", "Jugendmarketing", Funsports" und "Sounds and Styles". Die Autoren kommen dabei zu dem Schluß: "Mit der Jugend haben nicht nur der Staat, die politischen Parteien und die Kirche ihre liebe Not. Auch bei den kommerziellen Anbietern von Waren und Dienstleistungen herrscht Verwirrung. Was will diese Jugend überhaupt? ... Viele Fragen werden gestellt, doch es gibt keine einfachen Antworten, keine Patentrezepte. Warum? Weil die Jugend eine vielfältige und widersprüchliche Generation ist."

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