Nicht ganz jung, aber top im Job

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Das Ziel ist klar: Bis in vier Jahren sollen europaweit 50 Prozent aller 55-bis 64-Jährigen erwerbstätig sein. Österreich hat zur Erreichung dieses Zieles schon einiges getan.

Auf den ersten Blick erscheint es paradox: In den vergangenen 40 Jahren ist die Lebenserwartung in der Europäischen Union um acht bis zehn Jahre gestiegen. Gleichzeitig ist die Zahl der älteren Arbeitnehmer kontinuierlich gesunken. Im europäischen Durchschnitt sind nur 41 Prozent der 55-bis 64-Jährigen erwerbstätig, in Österreich sind es sogar nur 28,8 Prozent. Hier waren im Vorjahr rund 46.500 Menschen über 50 arbeitslos gemeldet. Gleichzeitig kommen wegen des Geburtenrückgangs immer weniger junge Arbeitnehmer nach - Pensions-und Sozialsysteme werden auf Dauer unfinanzierbar. Unter anderem um dies zu verhindern, gibt die Lissabon-Strategie der EU das Ziel vor, bis 2010 die Beschäftigungsquote in dieser Altersklasse auf zumindest 50 Prozent zu heben.

Einer der Schritte auf diesem Weg war in Österreich die Einschränkung der Frühpensionen. Zudem wurde das Pensionssystem mit der Änderung der Berechnungsgrundlage dahingehend reformiert, dass sich längere Arbeit lohnt. Flexible Arbeitsformen wie Teilzeit und flexiblere Arbeitszeiten in Verbindung mit teilweiser Pensionsauszahlung kommen den Bedürfnissen vieler älterer Arbeitnehmer entgegen.

Aber auch darüber hinaus ist es eines der erklärten Ziele der österreichischen Arbeitsmarktpolitik, ältere Arbeitnehmer länger im Erwerbsleben zu halten. So enthielt das Budgetbegleitgesetz 2003 eine Reihe von Änderungen zur Förderung der Beschäftigung insbesondere älterer Arbeitnehmer. So zum Beispiel die Aktion "56/58 Plus", mit der die Lohnnebenkosten für Frauen über 56 und Männer über 58 Jahren um sechs Prozentpunkte gesenkt wurden, für Arbeitnehmer ab 60 sogar um 12 Prozentpunkte.

Mit einer Qualifikationsoffensive werden unter bestimmten Voraussetzungen verstärkt Mittel der aktiven Arbeitsmarktpolitik zur Qualifizierung von älteren Beschäftigten verwendet, etwa wenn deren Arbeitsplatz gefährdet ist.

Mit speziellen Qualifizierungsmaßnahmen werden neben jungen auch besonders ältere Arbeitslose über 50 gefördert: Wenn jemandem aus diesen Altersgruppen binnen drei Monaten keine zumutbare Beschäftigung vermittelt werden kann, hat das Arbeitsmarktservice (AMS) den Auftrag, dem Arbeitslosen die Teilnahme an einer Ausbildungs-oder Wiedereingliederungsmaßnahme zu ermöglichen.

Mit der Eingliederungsbeihilfe "Come back" werden unter anderem Arbeitsverhältnisse von vorgemerkten Arbeitslosen ab 50 Jahren gefördert. Die Beihilfe kann für bis zu zwei Jahre gewährt werden. Bis zu 66,7 Prozent der Bemessungsgrundlage können dem Arbeitgeber vom AMS ausbezahlt werden.

Nimmt ein Langzeitarbeitsloser ab 45 Jahren eine Stelle an, für die er bis zu tausend Euro bekommt, kann ihm je nach tatsächlicher Verdiensthöhe in Form des Kombilohns ein Zuschuss zwischen 50 und fünf Prozent des letzten Arbeitslosengeldes gezahlt werden, zusätzlich werden die Lohnnebenkosten des Arbeitgebers auf 25 Prozent reduziert.

Insgesamt wurden im Jahr 2005 vom AMS fast 140 Millionen Euro an Beihilfen und Förderungen für die Gruppe "45+" aufgewendet. Mit Erfolg, waren im Jahresschnitt doch rund fünf Prozent mehr Über-50-Jährige in Beschäftigung als 2004. Insgesamt nahmen mehr als 104.000 Arbeitslose über 45 Jahren wieder eine Beschäftigung auf.

Auf europäischer Ebene vergibt der Europäische Sozialfonds Förderungen, um die Schaffung neuer Arbeitsplätze, Ausbildung und Beratung auf dem Arbeitsmarkt zu unterstützen. Innovative Aus-und Weiterbildungsaktivitäten und Beschäftigungsinitiativen stehen im Mittelpunkt. Vor allem für die Verbesserung der Ausbildungsmöglichkeiten von Über-45-Jährigen werden vermehrt Gelder ausgeschüttet, um die Situation von älteren Arbeitslosen und Beschäftigten zu verbessern. Besondere Bedeutung kommt dabei der Gemeinschaftsinitiative EQUAL zu: In länderübergreifenden Partnerschaften werden neue Ideen entwickelt, um Benachteiligungen am Arbeitsplatz zu bekämpfen.

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