Nicht-Lösungen für die Migration

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Irgendwann, wenn die Flüchtlingsprobleme allzu dringlich werden, beginnt man doch, über Lösungen nachzudenken. Was also liegt auf dem Tisch?

(1) Man muss unsere Kapazitätsgrenze für die Immigration aus distanten Kulturen festlegen. Aber daran werden sich Flüchtlinge nicht halten. (2) Man muss die Grenzen völlig aufmachen. Nicht aushaltbar. (3) Man muss die Grenzen völlig dichtmachen. Unsinn, funktioniert nicht. (4) Man muss die Flüchtlinge nach Quoten auf europäische Länder verteilen. Aber sie wollen nicht nach Litauen oder nach Rumänien, sie wollen dorthin, wo sie Lebenschancen haben. (5) Man muss die Ursprungsländer fördern und Auswanderungsursachen beseitigen. Aber über Entwicklungshilfe reden wir schon mehr als 50 Jahre, sie hat nicht viel bewirkt, und die Rahmenbedingungen sind schlechter geworden. (6) Man muss die Schlepper bekämpfen. Aber die bedienen nur einen (illegalen) Markt, so wie die Drogenhändler - und die Erfolge halten sich auch bei Letzteren in Grenzen. (7) Man muss die Brandherde löschen. Doch die Kriege um den IS werden Jahrzehnte dauern, und ein Ende der afrikanischen Bürgerkriege ist auch nicht in Sicht. (8) Man muss die Aufnahmezentren an die Außengrenzen oder in die Ursprungsländer verlagern. Aber die "Ausgeschiedenen" werden andere Wege in das Paradies suchen. (9) Man muss Sicherheitszonen an den Grenzen der Kriegsgebiete schaffen, um die Flüchtlinge dort zu halten. Das wird durch politische Gegensätze verhindert, und selbst dann schafft man Flüchtlingslager für Jahrzehnte. (10) Pro futuro: Man muss globale Ökologiepolitik betreiben, um den durch Klimaerwärmung entstehenden Katastrophen (insbesondere in Afrika) vorzubeugen. Nach bestem Wissensstand wird das nicht geschehen.

Die Wahrheit ist: Wir haben keine Lösungen.

Der Autor ist Professor für Soziologie an der Universität Graz

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