S4Superheld - © Foto: iStock/Choreograph (Bildbearbeitung: Rainer Messerklinger)

Offen für die Welt: Über einen besonderen Vater

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Männer werden oft erst Väter, nachdem sie im Berufsleben sowie gesellschaftlich etabliert sind. Ein Niederösterreicher zeigt einen anderen Weg: unkonventionell bodenständig und verwegen langweilig.

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Männer werden oft erst Väter, nachdem sie im Berufsleben sowie gesellschaftlich etabliert sind. Ein Niederösterreicher zeigt einen anderen Weg: unkonventionell bodenständig und verwegen langweilig.

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Ein alter Steyr-Bus vor der Chinesischen Mauer, darauf sitzend eine junge Familie: Für Dominik Trenker, seine Partnerin Lisa Nemeth und ihre zu diesem Zeitpunkt drei Kinder ist der Höhepunkt einer langen Reise erreicht. Vier Monate waren sie in dem selbst adaptierten Wohnbus auf den Landweg unterwegs nach China. Ein Traum geht in Erfüllung, der wenige Wochen später durch eine Pandemie anders endet, als die Familie das geplant hatte. Statt auf dem Landweg geht es per Schiff und Flugzeug zurück nach Hause. Dorthin, wo im Dreiländereck Niederösterreich, Burgenland, Steiermark mit dem Alltag auf dem 400 Jahre alten elterlichen Biobauernhof die nächsten Abenteuer warten. Trotzdem oder gerade deswegen fällt die Familie aus der Reihe.

Das Durchschnittsalter für das erste Kind liegt bei Männern in Österreich laut Statistik Austria derzeit bei 34,4 Jahren. Der Innsbrucker Männerforscher und Psychologe Josef Christian Aigner führt das auf den Wunsch nach finanzieller Sicherheit und einer damit einhergehenden positiven Zukunftsperspektive zurück. Aber auch die Ansprüche der Ausbildungszeit, der frühen Einstiegs- und Qualifikationsphase in einem Beruf sind gestiegen, sagt Aigner. All das seien Komponenten, auf die junge Erwachsene bei der Familienplanung bewusst oder unbewusst reagieren, sagt der Psychotherapeut. Sind die Kinder – in Österreich nach wie vor durchschnittlich zwei pro Familie – erst einmal da, setzen internationalen Studien zufolge gerade einmal 18 bis 20 Prozent der Männer, die angeben, sich nach mehr Kontakt mit ihren Kindern zu sehnen, dies auch in ihrem alltäglichen Verhalten um.

Der Beitrag für eine bessere Welt

Dominik Trenker ist 32 Jahre alt. Als Vater von zwei Töchtern und zwei Söhnen im Alter von zwei bis neun Jahren hat der landwirtschaftliche Meister und Umweltreferent in jungen Jahren eine Verantwortung übernommen, die sich viele so nicht aufbürden würden. Nicht nur die Reise nach Asien vor vier Jahren war ein mutiger Schritt. Auch auf dem Hof wurden zuletzt große fnanzielle Entscheidungen getroffen, denn es wird gebaut: eine Aquaponik-Fischgärtnerei, mit der künftig nachhaltig Gemüse und Fische mit einer Wasserersparnis von 90 Prozent produziert werden sollen. Nicht zuletzt durch die Reisen hat das Paar erkannt, wie wertvoll die Ressource Wasser ist. Durch bürokratische Hürden zu Beginn ist man von der Teuerung bei den Materialien betroffen. Auch wenn das an den Nerven zehrt, sagt der Familienvater: „Wir denken Landwirtschaft neu. Das ist unser Beitrag für eine bessere Welt.“

Die Entscheidungen, die er und seine Partnerin Lisa (30) gemeinsam treffen, sind auch die Investition in die Zukunft seiner Kinder. Als ältester von fünf Geschwistern selbst im Generationenhaushalt aufgewachsen , will er ihnen mitgeben, wie ein gutes Zusammenleben funktioniert, aber auch wie Nachhaltigkeit gemischt mit einer gesunden Portion Verwegenheit aussehen kann. Werte, sagt er, könne man nur vermitteln, wenn man sie selbst auch lebe. Das betrifft die Einstellung zur Rollenverteilung in Haushalt und Erziehung ebenso wie das Verständnis von Familie und die Art und Weise, auf die Welt zuzugehen.

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