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Die Politik soll einen flexiblen Arbeitsmarkt schaffen, um mehr Menschen in die Arbeitswelt integrieren zu können.

Das vorrangige Ziel eines modernen Arbeitsmarktes muss laut Markus Beyrer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung, die Partizipation von allen potenziellen Arbeitskräften eines Landes sein. Hier stimmt Beyrer mit Alexander Rinnooy Kan, Präsident des Social and Economic Council of the Netherlands, überein, der in Alpbach auch für eine höhere Partizipation am Arbeitsmarkt plädierte und vor allem für eine höhere Produktivität. Dann ist es, so der Experte, möglich, im internationalen Wettbewerb zu bestehen, und nicht notwendig, die Arbeitsbedingungen von China und Indien zu kopieren oder die Idee des europäischen Wohlfahrtsstaates zu Gunsten des US-amerikanischen Modells aufzugeben.

Vor allem müsse die Politik jene Rahmenbedingungen schaffen, die es ermöglichen, auf aktuelle Strömungen am Arbeitsmarkt flexibel reagieren zu können, ist Beyrer überzeugt, der vor allem in der Demografie eine der größten Herausforderungen der Zukunft sieht. Heute herrscht noch eine erhebliche Unterbeschäftigung, doch Karl Aiginger, Chef des Instituts für Wirtschaftsforschung, ist sich sicher, dass es in zehn Jahren ganz anders aussehen wird. Darum tritt Beyrer dafür ein, dass die Bemühungen für eine erhöhte Partizipation von Frauen und älteren Arbeitnehmer am Arbeitsmarkt weiter gefördert werden müssen, um künftigen Veränderungen bereits heute entgegenzuwirken.

Lanze für Teilzeit brechen

In der Diskussion um die Frauenbeschäftigung fällt immer wieder der Vorwurf, dass zu viele Frauen einer Teilzeitbeschäftigung nachgehen. Diese ist aber nicht immer prekär und wird von jeder dritten Frau selbst nachgefragt. Sie ist ein Zeichen für einen dynamischen Arbeitsmarkt, so Beyrer.

Bei den älteren Arbeitnehmern ist für die Industriellenvereinigung klar, dass es künftig ein Regelpensionsalter von 67 Jahren geben muss. "Wir werden in Fünf-Jahres-Schritten um ein Jahr älter, dem werden wir auch mit dem Pensionsantrittsalter entsprechen müssen", erläutert Generalsekretär Beyrer.

Mahnende Worte kamen zum Abschluss der Alpbacher Wirtschaftsgespräche von Wolfgang Katzian, Vorsitzender der Gewerkschaft der Privatangestellten, dem es zu wenig ist, wenn man Vollbeschäftigung an einem prozentualen Wert festmacht, und nur allein deshalb glaubt, in einem Schlaraffenland zu leben.

"Was Menschen wollen, ist Arbeit, von der sie leben können und die sie nicht krank macht", sagt Katzian. Darum sei es für ihn in Zeiten einer guten Wirtschaftsentwicklung wichtig, dass auch die Arbeitnehmer "ein Stück vom Kuchen bekommen".

Der Gewerkschaftsvertreter forderte auch eine Steuerstrukturreform, bei der man über die Besteuerung von Vermögen nachdenken muss: "Macht Österreich beim internationalen Steuerdumping mit, kommen wir in einen Teufelskreis."

Beyrer konterte: Österreich ist bereits ein Hochsteuerland und zunächst müssen die Strukturen in Österreich effizienter gestaltet werden, wie dies auch der Bericht über das Effizienzpotenzial im österreichischen Gesundheitssystem von Rechnungshofpräsident Josef Moser unlängst verdeutlichte. Und Beyrer verwies darauf, dass u.a. in Großbritannien die Grundsteuer deshalb höher ist als in Österreich, weil daraus auch Leistungen wie die Müllabfuhr bezahlt werden. In Österreich gibt es dafür aber eigene Abgaben: "Es werden immer Äpfel mit Birnen verglichen. Österreich liegt genau betrachtet bei der Vermögensbesteuerung im EU-Schnitt."

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