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Kinderbetreuungseinrichtungen setzen zunehmend auf interkulturelle Erziehung. Doch das ist nicht genug, wie das Berliner Projekt "Kinderwelten" vorzeigt.

Nein, Mohammed darf nicht mitspielen." "Warum ist dein Papa so dick?" "Bist du nach dem Baden auch noch so schwarz?"

Etwa dreijährige Kinder tätigen oft solche oder ähnliche Aussagen. Es stecken laut Entwicklungspsychologen noch keine Vorurteile dahinter. Dazu sind Kinder erst ab dem fünften Lebensjahr kognitiv fähig. Doch blieben solche Äußerungen im Raum stehen, könnten sie das Fundament für spätere Vorurteile werden, betont Petra Wagner, Leiterin des Berliner Projekts "Kinderwelten". "Kinder bilden weder einfach nur ab, was sie hören oder sehen, noch sind ihre Äußerungen genau so zu bewerten wie die Vorurteile, die Erwachsene äußern", erklärt Wagner, die anlässlich des Symposiums "Vorurteile in der Kindheit" (siehe oben) in Wien ihr Projekt vorstellte. "Kinderwelten" schult Kindergartenpädagogen im Umgang mit Vielfalt und Vorurteilen. Die Leiterin der Wiener Kindergärten, Christine Spieß, zeigt sich interessiert an diesem Projekt, betont aber, dass in den städtischen Kindergärten bereits viel Wert auf interkulturelle Erziehung gelegt werde.

Das Projekt "Kinderwelten" ziele auf alle Arten von Diskriminierungen und baue auf drei Leitlinien, erklärt Wagner: Zunächst geht es darum, die Identität der Kinder zu stärken. Kinder müssen sich im Kindergarten in ihrer gesamten Identität willkommen fühlen. Wenn beispielsweise ein türkisches Kind im Kindergarten Interesse für seine Kultur erfährt, wird es sich in seiner gesamten Identität aufgenommen fühlen. Der zweite Grundsatz lautet: Vielfalt erkennen und Empathie entwickeln. Die Pädagogen sollten zunächst Gemeinsamkeiten besprechen, dann die Unterschiede. "In der vorurteilsbewussten Arbeit ist die Vielfalt das Normale, das im Alltag thematisiert werden muss", erklärt Wagner, warum sie eine einzelne Projektwoche etwa zum Thema "Türkei" für wenig sinnvoll hält. Der dritte Grundsatz bedeutet: Kritisch werden gegenüber Einseitigkeiten und Vorurteilen. Wenn sich ein Kind über eine abwertende Bemerkung eines anderen gekränkt fühlt und dies dem Betreuer mitteilt, dürfe das nicht als "Petzen" abgetan werden. Beide Seiten müssten ernst genommen werden, erklärt Wagner. "Das können Kinder nicht unter sich austragen."

Kinderbücher spielten in der vorurteilsbewussten Erziehung eine besondere Rolle, betont die Berliner Sozialpädagogin Gabrielle Koné, die Kinderbücher auf Stereotypen und Vielfalt durchforstet hat. Ihr Resümee: "Es gibt viel zu tun. Nur wenige Bücher spiegeln die Vielfalt wieder." Den Kindern werde vermittelt, so sei die Welt. Doch tatsächlich würden sich viele Kind nicht wiederfinden, kritisiert Koné: "Und wenn Kinder, die etwa dunkelhäutig sind, doch abgebildet werden, dann oft sehr klischeehaft und meist nur als Randfigur." bog

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