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Ostern ist eine ziemlich gute Zeit, um die Welt zu retten. Das wissen nicht nur Theologen. Auch Martin Ehrenhauser hat das rechtzeitig erkannt und am Palmsonntag das gut geheizte ORF-Studio verlassen, um am zugigen Ballhausplatz gegen die Verpulverung von Hypo-Milliarden, für mehr Gerechtigkeit und vor allem für mehr mediale Anteilnahme an seiner Liste "Europa anders" zu campieren.

Ob das der Welt wirklich weiterhilft, weiß ich nicht. Aber vielleicht nimmt sich Ehrenhauser auch nur jene Regeln zu Herzen, die der selbst ernannte Weltrettungsinstruktor Harald Welzer in seinem Bestseller "Selber denken" formulierte. Zum Beispiel 1.: Alles könnte anders sein. Oder 5.: Leisten Sie Widerstand, sobald Sie nicht einverstanden sind. 2010 in der FAZ hat Welzer noch ein bisschen lustiger geklungen: "Sie sind hervorragend ausgebildet, Sie haben Spaß am Leben und finden sich ganz gut. Warum zum Teufel machen Sie jeden Tag dasselbe und nie etwas anderes?"

Eine gute Frage, vor allem für eine Strohwitwe, die völlig kinderlos und unausgelastet in ihrer Karwoche sitzt. Man könnte zum Beispiel das liebe Patenkind mit einem Osternest beglücken; oder aus drei Millionen digitalen Schnappschüssen ein handliches Fotoalbum zimmern; oder endlich jemanden davon in Kenntnis setzen, dass da vorne wieder dieser öde Onanist im Wartehäuschen hockt.

Mehr geht vorerst nicht. Das weiß auch Harald Welzer. "Sie haben keine Verantwortung für die Welt", lautet sein tröstlicher Punkt 10. "Es genügt völlig, wenn Sie beginnen, mit Ihrem Leben, Ihren Lieben und Ihrem Land verantwortungsvoll und zukunftsfähig umzugehen." Noch überzeugender wäre dieses Plädoyer, wenn Welzer nicht gerade mit Flugzeugen zu jenen Tagungen reiste, auf denen er gegen das Fliegen wettert. Aber der Mensch ist eben kein Heiliger - und die Welt bleibt erlösungsbedürftig. In diesem Sinne: Frohe Ostern!

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