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Mitte Jänner 2001: innerhalb von vier (!) Tagen vier Meldungen: "Grazer drohte Frau und Tochter mit dem Tod", "Herzstich: Frau unter Verdacht", "Entführer ließ Ex-Frau frei und erschoss sich im Wald" und "Mord an Studentin - Freund kämpft gegen den Tod".

Das ist natürlich nur die Spitze eines Eisberges, denn polizeibekannt und medienwirksam werden natürlich nur die "großen" Fälle, bei denen es Tote, Verletzte oder zumindest nicht nur ernsthafte, sondern auch ernst genommene und wiederholte (Be-)Drohungen gibt. Die Kriminalstatistik weist eindeutig nach, dass immerhin neun von zehn Tötungsdelikten und auch der Großteil der Körperverletzungen im Rahmen familiärer Beziehungen und (Ex-)Partnerschaften stattfinden.

Dabei gibt es immer wiederkehrende Muster: nicht verkraftete Trennungen und Scheidungen, Eifersucht auf neue Partner/innen, Probleme infolge der Trennung von Kindern, Alkohol, Drogen oder Medikamente, die das "Ausrasten" begünstigen. Und: eine Schusswaffe zur Hand, wie immerhin in drei von den vier eingangs erwähnten Fällen. Bloßer Einsatz der Körperkräfte beziehungsweise das "herumliegende" Messer sind da fast schon Ausnahmen - wie auch weibliche Täter.

Es gibt unzählige Theorien über die Entwicklung( und mögliche Verhinderung) von Gewalttätigkeit in Familien und sonstigen Nahebeziehungen. Niemand kann genau sagen, ob diese Zahlen im Steigen begriffen sind - sicher ist nur, dass manche Probleme heute nicht mehr ohne weiteres verschleiert und vertuscht werden, und auch die Öffentlichkeit sensibilisiert ist.

Bewährt hat sich auf jeden Fall das sogenannte "Wegweiserecht" , das heißt, das zeitweilige Wohnungsverbot für den gewalttätigen Partner, ebenso wie das verstärkte Angebot von Frauenhäusern, Kinderschutzzentren und (sogar) Männerberatungstellen beziehungsweise Mediationsbegleitung in Scheidungsverfahren. Gerade letzteres zeigt, dass es vielfach Kommunikationsprobleme sind, die letztlich zu Eskalationen führen können. Und dazu, dass die Schweigsamen dann die Waffen sprechen lassen.

Ein verstärktes, differenziertes (und auch kontrolliertes !) Waffenverbot könnte manches verhindern; ein Kriegsschauplatz ohne Gewehre und Pistolen verliert doch einiges von seinem Schrecken ...

Die Autorin ist Professorin für Gesellschaftspolitik an der Universität Linz.

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